Gedanken · Ängste · und alles andere
Nicht mehr lange und die große Reise steht an. Was geht einem durch den Kopf?
Ehrlich gesagt, war ich die Ruhe selbst. Ich hatte alles recherchiert, wie komme ich zum Flughafen, wie komme ich vom Flughafen zum Hostel. Einzig der Türcode hat gefehlt aber den sollte ich noch bekommen, ich bin ja noch nicht mal auf Lanzarote.
Weihnachten steht an, die letzten Feiertage und generell die Tage mit meiner Familie zusammen. Normalerweise bin ich nicht so ein Fan von den Feiertagen, da ich selbst im Dezember Geburtstag habe, wie zwei andere aus meiner Familie, sehe ich im letzten Monat im Jahr immer zu genügend die Familie und bin froh, wenn alles vorbei ist.
Jetzt jedoch... genieße ich die Tage. Die Familie noch ein letztes Mal vor der Abreise sehen.
Dann noch das Treffen mit meinen Freunden, die mich mit einem selbstgemachten Dinner überraschen und mich verlegen machen. Bestes Erlebnis seit langen und so süß.
Und dann der Abschied, der ist hart. ich zeige es zwar nicht aber Tränen stehen mir schon fast in den Augen.
Silvester scheitert mein eigentlicher Plan und spontan wird ein Abend mit meiner längsten bekannten Freundin und ihrer Freundin gemacht. Aus einem ursprünglich faulen Filmabend wird ein Spieleabend. Nehme ich gerne an. Tut gut sich noch ein letztes mal zu sehen und das sogar im alten und neuen Jahr.
Dann erlebe ich die letzten Tage wie im Flug, mache nichts außer Serien gucken. Bis ich anfange zu packen und dann kommen die Ängste hoch:
Wie zur Hölle sollen meine ganzen Sachen in den Rucksack passen?
Stunden über Stunden packe ich, packe um und verwerfe alles wieder. Meine Klamotten werden ausgesiebt und dann nochmal um die Hälfte reduziert und dann nochmal. Am Ende passt es, ob ich damit klarkommen werde? Eine Frage die ich noch nicht beantworten kann.
Die Reise nach Bremen geht los, zusammen mit meinen Eltern fahren wir zum Bahnhof. Dann gehen wir ein letztes Mal zusammen Frühstücken. Quatschen über dies und das, über die Reise und meine Pläne. Alles was ich schon tausendmal erzählt habe, nicht nur ihnen, allen anderen auch. Aber ich tue es gerne nochmal, wer weiß wann das nächste Mal ist.
Der Zug hat Verspätung, was ein Wunder... trotzdem schaffen wir es noch den Anschluss Zug zu bekommen. Verwirrung herrscht, weil er von einem anderen Gleis abfährt als ich es kenne. Aber egal, wir fahren los und es ist der richtige. Dann wieder umsteigen, der nächste Zug hat auch Verspätung aber das ist egal, wir müssen keinen weiteren Anschluss nehmen.
In Bremen angekommen. Erstmal die Rucksäcke verstauen und dann geht es in die Stadt. Es regnet, wie die letzten Wochen auch. Scheiße aber hey, bald sehe ich die Sonne. Dann Brownie und Eis essen, weiter durch die Stadt laufen und dann zurück zum Hotel, Wetter ist doch zu doof. Dort zusammen im Bett liegen und Fernsehen gucken, immer mal wieder das Kabel richten, weil es einen wackligen hat. Dann wieder in die Stadt zum Abendessen. Ein letztes Mal zusammen. Schmeckt gut. Schnitzel Wiener Art.
Die Nacht nicht schlafen können und nicht nur wegen der Erkältung die ich mir eingefangen habe, noch weder wegen dem Schnarchen meiner Eltern. Sondern wegen den Gedanken. Klappt das auch wirklich alles? Geht mein Gepäck als Handgepäck durch oder muss ich nachzahlen? Finde ich den Flugsteig und wie wird es in Lanzarote?
Am nächsten Tag das Frühstück genießen, ein letztes Mal deutsche Brötchen. Geht besser als gedacht, normalerweise bekomme ich sonst nie etwas herunter, wenn ich aufgeregt bin aber Aufregung? Spüre ich nicht, nicht wie ich gedacht habe.
Dann mit der S-Bahn zum Flughafen und da ist sie, die Angst, das flaue Gefühl im Magen. Endlich spüre ich es. Ja endlich, ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass etwas nicht mit mir stimmt. Von dort geht es direkt zur Sicherheitskontrolle und dann kommen sie, die Tränen und nicht nur bei mir. Auch bei meinen Eltern und das bringt mich weiter zum heulen, wer will schon seine Eltern weinen sehen?
Mehrfach Winken und ein letztes Bild von mir, dann sehe ich niemanden mehr den ich kenne. Ab zum Gate und sofort checken ob mein Rucksack passt. Er passt, yay. Riesen Brocken fällt vom Herzen und dann Serie gucken und warten.
Boarding fängt an, ich beeile mich um auf mein Platz zu kommen und setze mich hin. Yay, auch der kleine Rucksack passt unter den Sitz. Die Macke die ich mir selbst zugezogen habe, ist vergessen und dann gucke ich aus dem Fenster, wie wir immer höher steigen, durch Nebel, Wolken und weißes nichts und dann, dann kommt die Sonne und mein Gesicht fängt an zu Grinsen.
Wie schön es doch über den grauen Wolken sein kann. Erstmal ein Video für Social Media. Schlafen versuche ich, klappt aber nicht, dann weiter weiße Wolken anschauen ist auch schön. Langsam kann ich nicht mehr sitzen aber mein Sitznachbar schläft und ich will ihn nicht aufwecken, also bleibe ich sitzen, mein Hintern dankt es mir nicht.
Endlich landen wir, raus aus dem Flugzeug mit schreienden Kindern und schmerzenden Hintern. Angekommen, die schlechte Nachricht, weder Internet noch WLAN funktioniert und ich habe vergessen die Maps Karte herunterzuladen. Fuck.
Danke Gedächtnis, ich habe mir die Busnummer und die Endstation gemerkt, den Weg von dort auch. Also warten auf den Bus, hoffen, dass man die Karte direkt da kaufen kann. Kann man yay. Im dunkeln dann aussteigen und zum Hostel. Naja den Weg habe ich mir wohl doch nicht so gut gemerkt. Aber mit Hilfe von einheimischen habe ich es dann doch gefunden.
Ohne Internet habe ich den Türcode immer noch nicht. Fuck. Was jetzt? Laut anklopfen, mehrmals und dann wird endlcih die Tür geöffnet. Ich bin drinnen.
Dann Essen kaufen, seit dem morgen habe ich nichts mehr gegessen. Tut gut auch wenn es nur Toast mit Käse ist. Dann ab ins Bett und schlafen, nicht ohne vorher bescheid zu geben, dass ich angekommen bin. Mama dankt es mir und wünscht mir eine gute Nacht.