Paradies · Island Hopping · Das Ende?
12 Stunden verbringe ich in Singapur am Flughafen, bis mein nächster Flug in mein letztes Land für dieses Jahr startet. Von Terminal zu Terminal fahre ich, sehe mir den Wasserfall an, gehe in ein Schmetterlingspark und auf das Dach zu den Sonnenblumen. Alles innerhalb des Flughafens, ich komme mir eher wie in einer riesigen Mall vor als in einem Flughafen, doch was anderes habe ich von Singapur auch nicht erwartet und bin froh, so die lange Wartezeit verbringen zu können.
Mitten in der Nacht startet endlich das Boarding und nach mehreren Stunden schaue ich aus dem Fenster und sehe die ersten kleinen Inseln inmitten von traumhaft blauen Wasser. Egal wie oft man so etwas sieht es ist jedes Mal wieder unglaublich schön. Angekommen und aus dem Flieger raus geht es auch schon direkt in den nächsten. So überspringe ich die Hauptstadt der Philippinen und fliege zu einer anderen Insel.
Dort setzt man mich direkt in eine neue Art des mir schon bekannten TukTuks und fährt mich zu meinem Hostel. Dort verbringe ich die Tage meistens auf der Dachterrasse, freunde mich mit anderen an und zusammen fahren wir zu dem Highlight im Ort, den Underground-River. Ein Fluss der innerhalb einer Höhle fließt in der es Stockfinster ist.
Die Fahrt dorthin schon abenteuerlich, geht es mit Vollgas in dem vollen Minivan über die kurvigen Straßen und dann zum Strand wo ich auf ein kleines Floss steige, um über den kleinen Fluss gezogen zu werden, weiter geht es mit Schlappen am weißen Sandstrand vorbei und durch den Dschungel. Oben angekommen steige ich in die Sicherheitsgurte und werde kurze Zeit später schon an die Leine geschnallt. Denn anstatt hinunter zu gehen, fahre ich an einer Leine hinab über das Wasser - fast wie Jesus. Mein erstes Mal Ziplining und sicherlich nicht das letzte Mal auch wenn die Fahrt nur kurz gedauert hat.
Die Wartezeit dann mit dem kleinen Abenteuer überbrückt geht es zurück zum Hafen, wo wir in ein Boot steigen und über die Wellen brettern. Weil die Höhle weiter entfernt ist und anstatt den Eingang da zu machen, anderen die Chance zu geben Geld zu machen, indem man sich mit einem Boot zum Fluss schippern lässt. Naja, kennt man ja nicht anders und die Leute benötigen Jobs und Geld. Aus dem Boot raus, durch das restliche Wasser an den Strand und dann mit Sicherheitshelm und Rettungsweste ein Stück durch den Dschungel - Sicherheit geht halt vor, naja unnötig es hier schon zu verteilen anstatt einfach direkt am Fluss aber egal.
Am Fluss warten bis die ersten Gruppen fertig und die Boote für unsere Truppe frei sind. Ab jetzt heißt es leise sein und auf garkeinen Fall mit offenen Mund nach oben schauen! Hier leben Fledermäuse und die müssen auch mal zur Toilette und da die geflügelten Mäuse keine Toilette besitzen machen sie es halt von ihrem Sitzplatz aus und da fährt man halt drunter durch. Also Mund zu und Augen nach Vorne, gut das ich einen Helm trage.
Nach einer Stadterkundung am Tag nach dem Fluss geht es am nächsten Tag weiter zur nächsten Stadt, dieses Mal nicht alleine, denn wie das Schicksal es möchte reise ich mit einer anderen aus dem Hostel zusammen und wie es der Zufall möchte haben wir auch das selbe Hostel gebucht. Zusammen quetschen wir uns in den vollen Minivan und fahren die fünf Stunden durch Regen, Sturm und kurvige Straßen zum zweiten Ort auf den Philippinen.
Aus dem Van ausgestiegen wenden wir uns der Straße zu und ignorieren die Anfragen der TukTuk-Fahrer uns zu fahren - warum auch, sind ja nur fünf Minuten zu Fuß? Als wir um die Ecke biegen und die Straße erblicken wissen wir warum. Durch die Regenfälle haben sich die Straßen in eine Rutschpartie verwandelt. Anstatt Teer oder Stein ist alles nur Sand und Sand gemischt mit Regen ergibt Matsch. Langsam und mit ausgebreiteten Armen schlittern wir unbeschadet aus der Gefahr und erreichen das Hostel.
Dort erfahren wir, dass es zurzeit kein Strom auf der Insel gibt. Wie schön, Empfang habe ich auch nicht. Toll, aber wie heißt es so schön, es ist nur ein weiteres Abenteuer und wie gut, dass ich zwei Powerbanks habe und somit mein Telefon laden kann. So starten wir am nächsten Tag eine TukTuk-Fahrt zu den zwei schönen Stränden in der Nähe und ich bin erstaunt, wie der Fahrer es schafft nicht im tiefen Matsch stecken zu bleiben und wie Touristen meinen, sie können mit einem Roller selbst dadurch fahren.
Der Strandtag wird aber leider durch ein weiteres Gewitter gestört, doch trotz dunkler Wolken und lauten Knall, komme ich aus dem staunen nicht mehr hinaus. Ja, ich habe schon viele Strände in den letzten Monaten gesehen aber keine im Vergleich zu diesen hier. Einfach nur WOW, einfach nur schön, einfach unglaublich.
Weitere fünf Stunden mit einem vollen Minivan geht es in die nächste Stadt, wo ich wieder Strom und Internet habe. Doch es regnet wieder und mein Hostel ist weit von der Haltestelle entfernt, dazu muss man über den Strand laufen um dorthin zu kommen, der Fahrer verweigert erst die Fahrt, bis ich ihn dann mit meinen Charme (also eher Geld) überzeugen kann mich doch zu fahren.
Was macht man auf einen Land, welches aus Inseln besteht? Natürlich eine Insel-Hüpf-Tour. Vier Touren werden angeboten, ich entscheide mich für die Tour A, die angeblich schönste der vieren. Morgens geht es zum Schalter des Tour-Anbieters wo die Frauen nicht Wissen wer ich bin, anscheinend hat mich der Hostelmitarbeiter doch nicht angemeldet, doch das ist kein Problem. Ich zahle und merke schon schnell, dass die Philippinen anders sind als Indonesien, denn war in Indonesien alles inklusive, ziehen dich die Philippinen für alles ab. So muss ich für Schnorchelmaske und Wasserschuhe extra zahlen aber was macht man nicht alles für ein bisschen Natur.
An die Zeitrechnung in Asien habe ich mich auch schon gewöhnt und bin deshalb nicht so genervt, als wir am Strand stehen und auf das noch nicht fertige Boot warten. Eher nerven die penetrant aufdringlichen Menschen die einen Maske und Schuhe verkaufen wollen, obwohl du dieses schon in den Händen hältst. Da die Inseltouren das Erlebnis in dem Ort sind, sind auch viele Boote da und so müssen wir von einem Boot über das andere steigen, um auf unseres zu kommen, wie gut das es nicht wackelt - Scherz.
Das gute am verspäteten Leinen los? Wir umgehen die ganzen anderen Touristen und kommen dann an, wenn die anderen schon wieder losfahren und so habe ich die Traumhaften Strände fast für mich alleine - okay, nicht wirklich aber besser als noch mehr Touristen wo man fast den Sand unter den Füßen nicht mehr sieht.
Da ich mich immer noch nicht wieder traue auf einen Roller zu steigen und selbst zu fahren, bleibt mir nichts anderes übrig als einen teuren Shuttle-Service zu nutzen. Doch das gute daran ist, dass man andere Leute trifft und schon bin ich nicht mehr alleine am Strand unterwegs, sondern mit einer anderen reisenden. Zusammen stürzen wir uns in die Wellen und gucken den Straßenhunden (oder in dem Fall Strand-Hunden?) zu wie sie sich neben uns legen und hoffen etwas zum Essen zu bekommen.
Ein weiterer Tag und ein weiterer Strand und dann geht es los auf eine weitere Insel-Hopping-Tour. Nur dieses Mal nicht an einem Tag sondern über drei Tage und enden tut es auf einer anderen Insel. Warum ich das mache, obwohl ich jetzt nicht der größte Fan von Booten bin? Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht weil es das Highlight ist und alle anderen so davon schwärmen, dass ich es nicht auslassen sollte? Jedenfalls steige ich für drei Tage auf das Boot und finde mich in einer Gruppe wieder, die Gott sei Dank nicht die Party-Tiere sind und wir eher unsere Augen über die feierwütigen anderen Gruppen verdrehen. Spaß geht auch ohne Alkohol!
Die Nächte verbringen wir in kleinen Bambus- oder Holzhütten direkt auf einsamen Inseln und mit Blick auf das Meer. Dort spielen wir Volleyball, schlagen uns die Bäuche beim reichlich vorhandenen Abendessen voll und tauschen uns über das Land und unsere Reisen aus. Wo ich irgendwie mit fast zehn Monaten etwas mehr zu erzählen habe. Ups.
Drei Tage und zwei Nächte traumhafter Orte und das ohne Seekrankheit sind vergangen und ich erreiche die neue Insel. Wo ich jedes Mal auf neues überrascht bin, wieso die Inseln immer so steil und bergig sind. Ich vermisse mein Flachland von zu Hause. Doch ich strotze den steilen Straßen und den immer wiederkehrenden Treppen. Dieses Mal sind es 723 Stufen. Gott, warum? Weil der Ausblick lohnt, so steige ich immer höher und höher und schließe mich einem chinesischen Pärchen und ihren Guide an, die mir die Atem-Probleme ansehen und mich mitschleppen. Danke dafür!
Mit hochrotem Kopf und völlig nass geschwitzt oben angekommen, genieße ich die Aussicht und während die anderen nach zwei Minuten schon wieder hinunter gehen, gehe ich weitere Stufen hinauf und hinter dem Berg mit dem riesen Kreuz. Dort finde ich den Ausblick noch schöner, umgeben von grünen Bergen und mit Blick auf das Meer sind kaum andere Touristen hier und ich bin für mehrere Stunden einfach mit der Aussicht alleine. Nehme ich.
Erklären kann ich es nicht, vielleicht ist es eine Hass-Liebe, vielleicht habe ich mich jetzt so daran gewöhnt, vielleicht beides. Jedenfalls finde ich mich wieder auf einen Boot wieder. Jedoch keine dreitägige Tour sondern nur ein Tagesausflug zu den Highlights der Insel. Und wie soll es anders auch sein`? Wieder muss man für Maske und Schuhe zahlen, dieses Mal gebe ich aber auch etwas Geld für eine Smartphone-Wasserschutzhülle aus und nach zehn Monaten kann ich jetzt auch Bilder aus dem und Unterwasser machen. Nicht mal Drei Euro waren es mir dann doch mal Wert.
Dann erklimme ich wieder dutzende von Stufen und alles mit Rettungsweste, weil es in den Philippinen Pflicht ist, zu viele nicht Schwimmer sind schon gestorben, traurig aber wahr und Sicherheit geht nun mal vor. Wenigstens darf ich die Weste für das Touristenbild ausziehen. Ist auch schwer in einer Höhle ohne Wasser und mit Aussicht auf das Meer unter einem zu ertrinken. In den folgenden Lagunen muss die Weste an bleiben, auch wenn sie mich mehr stört beim schwimmen und erst Recht beim Schnorcheln. Wie soll man unter tauchen und die Korallen sehen, wenn einen die Weste oben hält?
Erst einmal wieder genug von Booten geht es zum Flughafen, dort der Schock. Der Check-In ist geschlossen, zwei Stunden soll man vorher da sein, doch die Frau im Hostel meinte eine Stunde würde reichen und die Fahrt hat so lange gedauert und das anstehen bei der Sicherheitskontrolle. Neben mir sind noch fünf andere beteiligt, wir alle wollen und müssen in dieses Flugzeug. Diskussionen starten und das warten. Dann sagt die Mitarbeiterin der Fluglinie ziemlich genervt, dass wir doch noch einchecken dürfen, dankend gehen wir zum Gate und erhalten dort die große Überraschung: Das Flugzeug ist noch nicht einmal da! Es hat eine Verspätung von 40 Minuten, warum also der ganze Stress vorher?
4:30 Uhr klingelt mein Wecker oder besser gesagt werde ich noch vor dem Wecker klingeln wach, denn es geht zu dem Ort weshalb ich überhaupt auf diese Insel geflogen bin. Normalerweise fährt man mit einer Tour dorthin oder aus einem anderen Ort, doch da ich keine Zeit mehr habe in die andere Stadt auf der Insel zu fahren, mache ich einen Tagesausflug daraus. Um halb sechs sitze ich im Bus mit den anderen Einheimischen, die mich dumm angucken, genauso schon wie die Arbeiter an der Busstation. Ja, Leute ich bin Ausländerin und habe den Bus ohne Klimaanlage gebucht. Kommt auch mal vor. Da es noch früh am Morgen ist und die Fenster auf, ist es auch sehr gut auszuhalten und da die Menschen auf den Philippinen sehr schüchtern sind, habe ich auch die meiste Zeit der vier bis fünf Stunden Fahrt die Sitzreihe für mich alleine.
Mitten auf der Straße hält der Bus dann an und ich steige aus. Direkt am Eingang zu dem Wasserfall, der die Insel Cebu so berühmt gemacht hat. Normalerweise hat der Wasserfall drei Ebenen, doch nach einem Taifun vor mehreren Jahren sind die zweite und dritte Ebene für normale Touristen gesperrt und nur noch über eine Canoying-Tour erreichbar, wie man an den ganzen Verkäufern und Tour-Anbietern auch nicht verpassen kann. Doch ich bin nicht so verrückt und springe von mehreren Metern hohen Klippen in ein eiskaltes Becken, besonders nicht ohne Frühstück und nach mehreren Stunden von klettern und wandern durch den Dschungel. So begnüge ich mich mit der ersten Ebene und bin trotzdem glücklich. Ich habe super Bilder gemacht und dank meines frühen Erscheinens bin ich der größten Touristen-Masse entgangen. Stolz, die lange Fahrt doch auf mich genommen zu haben gehe ich zurück zur Straße und warte dort auf den Bus zurück. Dieser hält einfach rechts an der Straße und ist jetzt sogar mit Klimaanlage ausgestattet, was zwar plitsch nass etwas mehr als kalt ist aber die Sitze sind viel gemütlicher.
Wie kann man eine Stadt erst Richtig erkunden? Mit Hilfe eines Einheimischen und so habe ich ein weiteres Mal wieder eine Free-Walking-Tour durch Cebu-City gebucht. Mit dem einheimischen Bussen geht es die eine Stunde in die Stadt hinein, mal wieder mit komischen Blicken weil ein Tourist die für Touristen untypischen Verkehrsmittel nutzt. Doch ich möchte ja die Lebensweise der Menschen kennenlernen und da gehören die öffentlichen Verkehrsmittel nun dazu und so sitze ich eingeengt wie in einer Sardinenbüchse und fahre stur mit Blick auf das Navi die Strecke ab. Dann treffe ich den Guide und zusammen laufen wir durch die Stadt, er zeigt mir die Sehenswürdigkeiten und wir tauschen uns über die unterschiedlichen Lebensweisen der Philippiner und der Deutschen aus. Wo es schon große Unterschiede gibt, es in manchen Sachen aber doch gleich ist. Er zeigt mir auch die frühere typische Fahrweise der Philippiner: Den Jeepney. Ein Jeep der von den Amerikanern im zweiten Weltkrieg dagelassen wurde und zu einem Bus umfunktioniert wurde. Jeder Jeepney hat eine Nummer und fährt eine bestimmte Strecke, die man natürlich nur als Einheimischer kennt und selbst da kennt man nicht jede. Anhalten tun die Kleinbusse nur per Handzeichen oder wenn man aussteigen möchte über Klopfgeräusche. Durch den lauten Straßenlärm kaum zu hören und ich zolle den Fahrern einen hohen Respekt, dass sie das hören können.
Mit der Fähre geht es dann mehrere Stunden zur nächsten Insel. Anders als in Indonesien hat hier jeder einen Sitzplatz und der muss eingehalten werden. Glücklich sitze ich am Fenster und kann mich bei der Schaukelei so besser auf den Horizont konzentrieren, wie gut, dass ich trotzdem noch eine Tablette gegen Seeübelkeit eingenommen habe.
Über einen Online-Chat verabrede ich mich mit zwei Jungs um die Insel zu erkunden und so komme ich schon wieder daran vorbei einen Roller selbst zu mieten. Hinten auf dem Roller sitzend bestaune ich die grüne Natur und genieße die Fahrt über die Insel. Der erste Stopp ist ein Wasserfall und wieder mit Smartphone und Schutzhülle bewaffnet, klettere ich über Stock und Stein und sogar durch das Wasser selbst. Wir gönnen uns ein kühles Bad und treffen auf zwei französische Mädchen, die sich uns den Rest des Tages anschließen. Zusammen fahren wir zu einem Strand, wo die anderen sich mutig von den Klippen in das Wasser stürzen. Ich halte lieber das Telefon in der Hand und filme die abenteuerlichen Sprünge.
Zum Mittag fahren wir zu einem kleinen unscheinbaren Restaurant und dort essen wir die besten selbstgemachten Nudeln, Frühlingsrollen und Dumplings. Nachdem wir gesättigt sind, sättigen wir ein paar Fische in einem Becken, wo man die Füße hineinhält und die Fische die abgestorbene Haut essen. Kitzelt ganz schön, kann ich euch sagen.
Weiter geht es zu einem anderen Wasserfall, doch durch eine kleine Panne verlieren wir den Anschluss zu den anderen und unser Navi zeigt eine andere Route an. So kommt es wie es kommen muss, wir landen auf einer schrecklichen Schotterpiste mit Schlaglöchern größer als mein Kopf. Bevor wir reagieren können oder es überhaupt kommen sehen, landen wir auf dem Boden. Keine Ahnung wie aber die Räder müssen in der Kurve und auf dem Schotter weggerutscht sein und schon liege ich inmitten der riesen Pfütze. Mein weißes T-Shirt? Nicht mehr weiß. Mein Bein? Sieht aus als wäre jemand mit einer Käsereibe drüber gefahren. Noch bevor ich aufstehen kann kommt ein Einheimisches Pärchen vorbei und fragt ob wir Hilfe benötigen. Sie helfen mir vom Boden aus und wir können glücklich sagen, dass bis auf ein paar Schürfwunden nichts weiter passiert ist. Noch von der Unfallstelle mache ich ein Bild vom blutigen Bein und schicke es an Mama, dieses Mal aber mit dem wichtigen Hinweis, dass ich nicht selbst gefahren bin!
Da wir beide noch unter Schock stehen und nicht mehr so die Lust auf den Wasserfall haben, setzen wir uns wieder auf den zum Glück unbeschädigten Roller und fahren zurück zum Hostel. Vorsichtig und immer wieder mit Abstiegen, wo es nicht ganz so einfach zu fahren ist und ich dann lieber nebenher laufe als wieder zu stürzen. Ohne weitere Ereignisse schaffen wir es zurück und ich genehmige mir eine Dusche, um die Wunden zu säubern. Verdammt schmerzhaft wie ich sagen kann. Eine halbe Packung Desinfektionsmittel sprühe ich danach drauf und komme zu dem Schluss, dass ich nicht sterben werde. Mein Entschluss doch noch selbst zu fahren hat sich mit dem Unfall aber wieder in Luft aufgelöst.
Um keine Infektionen zu riskieren bleibe ich die nächsten Tage dem Meer fern, naja dem Wasser, denn nach mehreren Stunden nichts tun und auf der Dachterrasse verweilen ist mir Langweilig und ich begebe mich zum Strand auf der anderen Straßenseite und sehe mir den Sonnenuntergang an. Dann verabrede ich mich mit meinen Unfallpartner und zusammen fahren wir wieder mit dem Roller zu einem anderen Strand um dort den Sonnenuntergang zu sehen. Eine gute Idee? Ja, denn immerhin ist nichts mehr passiert und wie soll man sonst seine Angst überwinden, als nicht wieder direkt aufzusteigen und zu fahren. Außerdem hat sich der Sonnenuntergang total gelohnt, einer der schönsten aus zehn Monaten Reisen.
Passend zum Abendessen kommen wir wieder zurück und nehmen an dem Social-Dinner teil. Ein kostenloses Abendessen für die Hostel-Bewohner und ein toller Abend um sich Gegenseitig Kennenzulernen. Dabei muss ich feststellen, dass viele der Reisenden die gleiche Route wie ich haben und ich die meisten schon aus anderen Hostels und Orten kenne, doch das macht es noch viel besser. Immerhin muss man so nicht zum tausendsten Mal die gleiche Geschichte erzählen.
Während die anderen sich für eine Party zurecht machen, suche ich im Bett eine Liegeposition die meinen Bein keine Schmerzen bereitet. Als ich sie gefunden habe, werde ich um drei Uhr nachts von den feierwütigen Zimmernachbarn geweckt und da betrunkene Leute keine Ahnung von Flüstern und leise sein haben, ist meine Nacht auch schon früh vorbei. Wie gut, dass ich am Tag nichts weiter geplant habe und meinen geschundenen Bein noch Ruhe gönnen möchte. So lege ich mich darauf bedacht keinen Sand in die Wunden zu bekommen an den Strand und Unterhalte mich mit dem Bademeister, der sogar teilweise als Schiffsbauer in Deutschland gearbeitet hat.
Für die letzten Tage auf den Philippinen und die letzten Tage auf meiner Reise geht es mit der Fähre auf eine neue Insel. Und wie es der Zufall möchte, ist fast jeder zweite andere Fahrgast auf der Fähre jemand aus meinem Hostel oder ein Bekannter von anderen Orten. So muss ich nicht alleine warten und die Zeit vergeht viel schneller. Wie der Zufall es noch mehr möchte ist sogar einer der anderen im selben Hostel wie ich auf der neuen Insel und so können wir uns die Fahrt teilen. Eine Fahrt mal wieder in einem vollgestopften Minivan, während mein Kumpane das Glück hat auf den Beifahrersitz platz zu nehmen, muss ich auf den Klappsitz im Kofferraum sitzen, eingesperrt vom Vordersitz und den unzähligen Backpacks neben mir. Komfort? Etwas anderes aber ich sitze und komme zum Hostel, also was möchte ich mehr?
Das gute am neuen Hostel? Es hat ein kostenloses Frühstück, welches nicht nur aus Toast und Marmelade besteht und es hat ein tägliches Familien-Abendessen, wo man gemeinsam in ein Restaurant geht oder im Hostel zusammensitzt und sich austauschen kann. Nach dem Essen geht es noch einen Pub-Crawl, also einen Abend wo es von Bar zur Bar geht und in jeder Bar bekommt man einen kostenlosen Schnaps. Mein erster dieser Art und wahrscheinlich auch mein letzter oder vielleicht sollte ich beim nächsten Mal nicht mit einem auf das dreifache geschwollenen Fuß mit machen und Tanzen gehen. Bereuen tue ich es trotzdem nicht und auch nicht, dass ich kaum Alkohol trinke und schon als eine der ersten wieder zurück fahre.
Durch etwas Glück oder eher durch eine Person die etwas mehr über den Durst getrunken hat und nicht teilnehmen kann, kann ich mich einer TukTuk-Tour über die Insel anschließen. Zu dritt zwängen wir uns in das TukTuk und lassen uns über die Insel fahren. Als erstes besuchen wir die kleinsten Primaten der Welt. Die Tarsiere sind eigentlich Nachtaktiv und über Tag sehr Empfindlich, so sehr, dass sie sich selbst verletzen, wenn man zu laut ist. Also bewegen wir uns so leise wie möglich durch den Park und lassen den Ranger die Bilder knipsen.
Weiter geht es zu einem Wasserfall, dessen Anfahrt sich schwieriger Gestaltet als gedacht. So müssen wir mal wieder dutzende von Treppen hinabsteigen, diese sind aber dieses Mal aus einfachen Bambus und Holzleisten gebaut. Mit einem nicht gerade genormten Abstand und mit einem geschwollenen und nur in Schlappen bezogenen Fuß nicht die einfachste Strecke. Wenigstens habe ich jetzt eine Ausrede warum ich so langsam laufe und viele Pausen mache, um nicht die Ausdauer zu verlieren. Während die anderen beiden sich im Becken und unter dem Wasserfall abkühlen, lege ich mein Bein hoch und werde von den Einheimischen besorgt gefragt, ob alles in Ordnung ist und ob ich genügend Medizin habe um die Wunde zu heilen. Da diese schon ne Woche alt ist, kann ich sie beruhigen und sagen, dass alles in Ordnung ist.
Der Aufstieg über die nicht ganz so sicher wirkende Treppe gelingt ohne Zwischenfall und wieder steigen wir in das gelbe TukTuk. Obwohl die Strecken auf der Karte so kurz wirken dauern die Fahrten bis zu einer Stunde zwischen den Orten und da wir am Tag zu vor noch feiern waren, sind wir mehr als Müde und nutzen die Zeit um etwas Schlaf zu finden. So kommen wir dann am nächsten Aussichtspunkt an, den Chocolate Hills. Eine Gruppe von über tausend Hügeln, die sich in der Trockenzeit braunfärben und deshalb an Schokolade erinnern sollen. Von der Farbe her okay aber Hügel und Schokoladenform? Naja, egal.
Mit Flip-Flops und Badelatschen bestückt klettern wir einen der Hügel hinauf, versuchen dabei nicht auf dem losen Schotter auszurutschen und den Hügel hinunterzufallen. Fragt mich nicht wie aber wir haben es geschafft, oben angekommen bestaunen wir die Aussicht und nach keinen fünf Minuten wollen die anderen dann auch schon wieder hinunter. Wie so oft, gerade angekommen und schon wieder weiter, anstatt etwas die Aussicht zu genießen. Langsam geht es wieder hinab, leider mit einem Ausrutscher und einem kleinen Cut und abgebrochenen frisch lackierten Fußnagel. Also nicht bei mir, ich lackiere mir nicht die Fußnägel und würde mich auch nicht über einen abgebrochenen Nagel beschweren. Wenigstens ist niemand schwer Verletzt und so fahren wir weiter mit Stopps beim Mittagessen, einer Fahrt durch einen Wald der von Menschen eigenhändig angepflanzt wurde und einem enttäuschenden Frucht-Markt, der sich als kleiner Stand an der Straße entpuppt hat.
Den letzten vollen Tag verbringe ich dann wieder am Strand, wo ich netter Weise von einer anderen hingefahren werde. Wieder bedacht darauf keinen Sand in die Wunden zu bekommen und fern vom Wasser liege ich auf dem Handtuch und werde von Einheimischen angesprochen. Leider vollbetrunkene Männer die eine blonde Frau die auch noch alleine ist so toll finden. Erst versuche ich noch nett zu sein und dann bin ich so genervt, dass ich meine Sachen packe und den Platz wechsle. Eigentlich doof, passt es jetzt ganz gut, da es anfängt wie aus Kübeln zu regnen und so schaffe ich es gerade noch in ein Restaurant, wo ich mich vor dem Regen retten kann. Leider ist danach mein Timing nicht das beste und als ich mich wieder auf den Weg mache, fängt es ein zweites Mal an zu Regnen und dieses Mal bin ich nicht schnell genug. So begebe ich mich plitsch nass auf der Suche nach einem TukTuk, welches mich zurück fährt. Dabei kann ich dann auch endlich etwas Verhandlungsgeschick anwenden und gehe nicht auf die überteuerten Preise ein.
Am nächsten Tag hat sich meine Wunde am Knöchel leider etwas entzündet und ich kämpfe mit etwas Fieber und einer Erkältung, doch davon lasse ich mich nicht aufhalten und laufe zum nächsten Strand, da ich am Abend einen Flug habe und das Meer sobald nicht wieder sehen werde. Deshalb genieße ich den Wassermelonenshake und den Blick auf den weißen Sand besonders.
Komplett alle, da mein Flug Verspätung hatte und die Erkältung sich mehr als bemerkbar macht, komme ich in Manila der Hauptstadt an. Nach einer kurzen Nacht packe ich meine Sachen zusammen, genehmige mir das Frühstück und mache mich auf die Suche nach einer Apotheke wo ich mir einen kleinen Verband suche und die Wunde am Knöchel abdecke. Dann geht es mit dem Zug in die Stadt und zu den Sehenswürdigkeiten, die ich mir angucke. Danach verbringe ich den restlichen Tag mit Fernsehen auf der Dachterrasse und dem Warten auf den späten Flug.
Da ich vorher erfahren habe, dass der Flughafen in Manila riesig und sehr voll ist, bin ich überpünktlich da und erfahre dann dass mein Flug Verspätung hat. Gut, nicht so schlimm, ich habe einen Aufenthalt von sechs Stunden, zwei Stunden Verspätung machen da nicht ganz so viel. Doch die Stunden werden länger und länger und immer später, so kommt es dass mein Flug über sechs Stunden Verspätung hat. Fuck, was jetzt? Ich muss den Anschlussflug erreichen.
Leider kann mir die Fluggesellschaft nicht weiter helfen, da ich das Ticket nicht bei ihnen persönlich gebucht habe sondern über eine Drittpartei. Bedeutet Sie sind nicht so freundlich und rufen die andere Gesellschaft an um zu fragen ob sie warten können. Da das Problem der Verspätung aber ein Schneesturm ist, kann es sein, dass auch der Anschlussflug Verspätet ist. Also steige ich voller Hoffnung in den Flieger ein und verbringe die fünf Stunden Flug mit beten und hoffen.
Leider ohne Erfolg, denn als ich rennend den Transferbereich erreiche, sagt die Frau hinter dem Schalter zu dem anderen deutschen (wie soll es auch anders sein, wir sind überall), dass das Gate geschlossen und die Tür vom Flugzeug schon geschlossen ist. Verzweifelt laufe ich zurück zur Immigration und versuche der Frau dort zu erklären, dass ich weder weiß wo ich übernachten noch die Nummer des nächsten Fluges weiß, da ich noch nichts weiter gebucht habe. Zum allen Überfluss, weiß die Fluglinie auch nicht wo mein Rucksack ist und muss diesen erst einmal suchen, da er ja eigentlich durchgescheckt werden sollte.
Irgendwann können sie mir dann meinen Rucksack geben und ich versuchen herauszufinden was ich jetzt mache. Natürlich wollte ich mal nach Seoul und Südkorea, immerhin haben so viele davon geschwärmt aber so? Nicht wirklich und nicht bei Minusgraden und Schneechaos und erst Recht nicht ohne Winterklamotten. Also suche und suche ich und finde einen Flug nach Paris am nächsten Tag, von dort buche ich ein Flixbus/Flixtrain-Ticket. Anstatt einen Tag dauert meine Rückreise nun drei Tage, was solls, ist doch ein Abenteuer.
Eine Heizung kennen die am Flughafen in Seoul wohl nicht und so friere ich mir den Hintern auf einer der Bänke ab. Mit Leggings und Jeans, T-Shirt und dicken Pullover versuche ich gegen die Kälte anzukommen schaffe es aber nur bedingt. Wenigstens bietet mir das Mutter-Sohn Gespann aus Japan etwas Spaß und ich werde von der Mutter mehr als umsorgt. Sie deckt mich mit meiner Jacke zu, ließt mir aus der Hand und will mich mit Ihren Sohn verkuppeln. Das peinlich berührte Gesicht des Sohnes ist fast so witzig wie die gesamt Situation und ich komme aus dem Lachen nicht mehr hinaus. Dankend lehne ich ab und versuche den Jungen aus der für ihn am meisten peinlichen Situation herauszubekommen. Ich teile meine letzten Kekse mit Ihnen und unterhalte mich mehr mit Händen und Füßen mit der Mutter, als dass der Sohn übersetzen muss. Als Dankeschön für die Kekse, bekomme ich eine Flasche Wasser und eine heiße Waffel von den Japanern geschenkt und da sie so aufdringlich sind, ist es schon unhöflich abzulehnen, also sitze ich dann da mit einer Waffel in der Hand und beiße genüsslich hinein.
Nach einer langen und kalten Nacht kann ich endlich einchecken und durch die Sicherheitskontrolle. Der Schneesturm ist auch vorbei und so ist mein Flug auch pünktlich. Ich kann also endlich in das Flugzeug einsteigen, welches mich nach 15 Stunden nach Europa zurückbringt. Mit Blick auf den Eifelturm lande ich in Paris, wo ich gefühlte Stunden auf meinen Rucksack warten muss und dann mit dem kostenlosen Shuttle-Zug zum anderen Terminal fahre um dort festzustellen, dass es in Paris genauso kalt ist wie in Seoul und es auch hier keine Heizung gibt. Also laufe ich von Café zu Café und bleibe immer so lange dort bis ich rausgeschmissen werde. Kämpfe gegen die Müdigkeit an und hoffe nicht ausgeraubt zu werden, was in Paris leider eher der Fall ist als in Seoul.
Sechs Stunden später kommt endlich mein Bus und ich steige für weitere sechs Stunden ein. Wir fahren durch Frankreich, Belgien und erreichen dann Düsseldorf, wo ich weitere zwei Stunden warten muss, dieses Mal aber im warmen McDonalds, nicht das gesündeste aber wenigstens Warm.
Erstaunt das der Zug nur wenige Minuten Verspätung hat, werde ich nicht enttäuscht von der Bahn und so haben wir vor der letzten Station eine Störung auf der Strecke, welche mit einer Umleitung endet.
Willkommen zurück in Deutschland. Anders kennt man es ja nicht.
Doch nach den drei Tagen Rückreise ist es auch nicht mehr schlimm und ich komme wohlbehalten zu Hause an.
Kaputt und Müde. Aber glücklich wieder bei Familie und Freunden zu sein.
10 Monate. 12 Länder. Unzählige Erlebnisse und Abenteuer.
Das Ende?
Ich weiß es nicht.
Für dieses Jahr auf jeden Fall!