Tag 250 bis 279

Weiter geht's · Strapazen · orangener Traum


Drei Wochen.

Drei Wochen war ich nicht unterwegs, habe eine Pause gemacht von den schönen Plätzen der Welt und war am noch schöneren Ort.

Zuhause.

Habe mich zwischen meinen Eltern auf die Couch gelegt und die Streicheleinheiten genossen. Die Zeit zusammen und sogar das so bescheidene Fernsehprogramm. Doch dann zuckte es in den Fingern, in den Beinen und im Kopf.


Ich muss wieder los, wieder in die weite Welt und wieder neue Orte entdecken, neue Abenteuer. Mein innerer Monk sagt, dass ich nur einen Teil von Indonesien besichtigt habe und ich noch mehr sehen muss. Was tut man da? Natürlich bucht man den nächsten günstigen Flug und packt die sieben Sachen zusammen.


So fahre ich am zweiten Oktober mit dem Flixbus nach Amsterdam, verbringe dort ein verlängertes Wochenende, entdecke die Museen und die beeindruckenden Gemälde, sowie die Stadt an sich. Bis es heißt ab zum Bahnhof und dann zum Flughafen. Einchecken und die elf Stunden nach China fliegen, wo ich umsteige und am späten Abend - okay eher mitten in der Nacht - in Bali lande.


Ich habe Glück und einer der Angestellten ist noch vor Ort und kann mir mein Zimmer zeigen, ansonsten hätte ich es selbst nie gefunden. Kurz grob auspacken, umziehen und dann ins Bett gehen, ist doch anstrengend so eine Reise. Am nächsten morgen wache ich auf und stelle fest, es ist doch wärmer als gedacht und die Mücken lieben mich immer noch. Tja, Ablenkung gibt es durch einen Whiskey-Shot am Morgen, einen Sprung in den Pool und viele Trinkspiele (für mich ohne Alkohol). Abends geht es wieder an den Strand, um dort etwas zu sehen, was ich zu Hause doch schon etwas vermisst habe. Die Sonnenuntergänge am Strand, auch wenn dieser nicht der beste ist, hatte ich wenigstens gute Begleitung von einer anderen deutschen.


Faul am Pool liegen und nebenbei das tun, was ich nicht vermisst habe. Das Recherchieren. Gott, wie ich das hasse, dieses Planen, dieses wie komme ich wann wie wohin? Erste Zweifel kommen auf und dabei bin ich gerade mal ein paar Tage wieder unterwegs und noch keine 24 Stunden in Indonesien. War es eine doofe Idee wieder auf Reisen zu gehen? War es dumm wieder alleine zu sein? Fern von Freunden und Familie? Die Tage vergehen und die Gedanken daran werden nicht weniger, doch dann sitzt man wieder am Strand, während dir der Straßenhund, dein Schnitzel vom Teller stibitzt und du kannst nur mit einem breiten Grinsen darüber den Kopf schütteln. Ja, es ist es Wert!

Mit der Fähre geht es dann weiter nach Nusa Penida, wo ich meine Angst vor dem Scooter fahren besiege und einen Roller miete. Nach dem letzten Mal, welches im Krankenhaus geendet hat, ein großer Vortschritt. Vorsichtig fahre ich die STraßen entlang und bekomme schon früh wieder Zweifel. Verdammt sind die Straßen steil und kurvig! Wie zur Hölle soll man das schaffen? Keine ahnung wie aber ich überwinde die Straßen, kämpfe mich nach oben und komme dort an wo ich hinwollte. Doch dann die Überraschung, der Weg ist nicht ganz so einfach wie es online in den Kommentaren hieß. Treppen? Kenne ich und wie wir alle wissen verabscheue ich sie. Doch das hier? Das kann man nicht als Treppen bezeichnen, eher kleine Erhebungen im Sand und am Ende sogar nur loses Geröll. Doch ich bin und bleibe ein Sturkopf! Ich kämpfe mich herunter, am Ende mit Hilfe eines Einheimischen der den harten Kampf ums nicht herunterfallen beobachtet hat. Ich stehe jetzt am Strand, erschöpft aber glücklich. Dann geht mein Blick nach rechts und was sehe ich? Treppen! Natürlich. Warum auch mal was anderes, die steilen doppelt so hohen als Standard genormten Stufen machen doch so Spaß. Mit schwerem Atem und hochrotem Kopf schaffe ich es hoch, nicht ohne dutzende Fragen von anderen zu erhalten ob es mir gut geht. Ich zeige nur den Daumen nach oben und signalisiere so, dass meine Lunge zwar krepiert aber ich überleben werde. Der Ausblick war es wenigstens Wert, besonders der weitere Weg zum anderen Strand. Wunderschön wie der kleine Strand unter mir liegt umgeben von weißen Klippen und nur über weitere Treppenstufen zu erreichen. Meine Sturheit findet da ein Ende, diese Treppen lasse ich aus, die Ansicht von oben ist doch eh viel schöner.


Dann mache ich einen Fehler, ich gehe am anderen Ende durch den Ausgang raus, ohne es zu wissen und ich komme ohne zu bezahlen nicht mehr zurück. Shit. Mein Roller steht doch auf der anderen Seite! Der Weg dahin dauert 2 Stunden, mir bleibt nichts anderes übrig als die steile Treppe und die nicht vorhandenen Treppen wieder hinauf zu klettern. Doch wie komme ich dahin? Es heißt ich muss Eintritt zahlen und das obwohl ich ja schon dort war. Verdammt. Ich versuche alles, frage andere Touristen ob sie mich vielleicht an der anderen Seite absetzen können, doch der Weg ist zu weit, mitten in den Bergen und im Dschungel. Keiner fährt mich und ich sehe nicht ein Eintritt zu zahlen. Dank des anstrengendes Weges bin ich mit den Nerven zu Ende und die ersten Tränen fließen. Doch das bringt mich auch nicht wieder zurück. Mut fassend laufe ich zum Ticketschalter und frage ob ich ohne zu bezahlen hinein darf, möchte ich doch nur auf die andere Seite und nicht zum Strand. Kaum zu Glauben aber sie lassen mich herein. Okay, cool. Schnell mache ich mich auf dem Weg, es wird schon bald dunkel und da möchte ich erst Recht nicht mit dem Roller fahren. Völlig erschöpft steige ich auf den Roller und merke hier stimmt etwas nicht! Er reagiert nicht so wie vorher und so bleibe ich auf den steilen Straßen immer wieder liegen, muss sogar mit Hilfe eines Einheimischen den Roller den Berg hochschieben. Kein Wunder, dass ich wieder verzweifle und eine Heulattacke nach der anderen bekomme. Roller und ich werden keine Freunde mehr. Dann geht mir sogar noch der Sprit aus und ich bleibe wieder liegen, wenigstens ist eine Tankstelle in der Nähe und der Weg nicht allzu lang. Bevor es ganz dunkel ist komme ich endlich im Hostel an, doch der Spaß am fahren ist mir mehr als vergangen.


Wie komme ich aber nun zu den anderen Orten auf der Insel? Selbst fahren sicherlich nicht mehr. Nicht hier auf dieser Insel mit den schrecklichen Straßen. Mir bleibt nichts anderes übrig und ich buche mir einen Roller mit Fahrer. Verdammt teuer aber wenigstens sicher. Wir fahren zu den nächsten Orten und da erweist sich der Fahrer auch noch als Guide, dass nehme ich gerne an. Ich mache super Bilder, sitze oben am Rand der Klippe und sehe zum ersten Mal im Leben freilebende Manta Rochen. Wie genial ist dass den bitte und wie verdammt riesig sind diese Tiere? Wow, einfach wow und danach sogar noch eine Gruppe von Delfinen. Ich komme nicht mehr klar, das Geld hat sich gelohnt.


Jemand hat meine Anfrage im Chat beantwortet und zusammen erkunden wir die Insel. Noch vor Sonnenaufgang schwinge ich mich auf den Rücksitz des Rollers und wir beiden deutsche Mädels fahren zu dem Ort wo ich vor zwei Tagen schon einmal war. Dieses Mal zahle ich auch Zähneknirschend den Eintritt und erhalte einen wunderschönen Sonnenaufgang. Von dort geht es zu einem kleinen Strand, wo man in angeblich natürlichen Quellen schwimmen kann, da ich die Rohre wo das Wasser hinauskommt sehe, ist klar, dass die Quelle nicht natürlich ist aber egal, das Bad ist trotzdem erfrischend. Leider warten wieder dutzende von Treppen auf mich. Langsam erklimme ich sie. Einen Teil des Weges geschafft, nur gibt es da noch ein kleines Problem, der Weg hinab zum Strand war schon schwierig, nur ein kleiner Pfad und mit löchrigen Betonplatten. Hinunter noch zu schaffen - haben wir ja auch - aber hinauf? Mit einem Roller dessen Bremsen nicht die besten sind und einer Fahrerin die zwar echt gut ist aber nicht so geübt darin ist, wenn zwei auf dem Roller sitzen, vor allem nicht bei so einem Weg. Zur Sicherheit lasse ich mich von einem Einheimischen Fahrer hoch fahren und Sie schafft es alleine. Das Problem nur? Es gibt zwei Ein- oder Ausgänge und sie fährt zu den einen und mein Fahrer zum anderen. Ich versuche mit den Fahrern zu verhandeln, sie sollen mich zum anderen Punkt bringen doch angeblich verstehen sie mich nicht, nicht wenn ich bezahle, was ich nicht einsehe und so begebe ich mich zu Fuß los. Bis dann einer der Fahrer hinterher kommt und mich dann am Ende doch noch fährt. Geht doch.


Da meine morgendliche Bekanntschaft andere Pläne am Abend hat, miete ich mir wieder einen Fahrer und passend zum Sonnenuntergang schaffen wir es an den wohl bekanntesten Strand auf der Insel. Der goldene Punkt am Himmel verschwindet langsam hinter dem Horizont, taucht die Szene in ein grandioses Licht und hinterlässt ein breites Lächeln auf meinen Gesicht. Sonnenauf- und untergang an einem Tag ist grandios, schlaucht aber doch etwas und so gehe ich früh in das Bett. Am nächsten Tag steht eine Tour an. Ich schnorchle mit den riesigen Manta Rochen. Leider ist die Tour nicht so toll wie ich es mir vorgestellt habe. Ja die Tiere zu sehen und mit ihnen zu schwimmen ist schön aber nicht wenn man dabei dutzende Schläge und Tritte von anderen Touristen abbekommt, die die Tiere noch näher und schneller sehen wollen. Der versöhnliche Abschluss macht dabei dann der Sonnenuntergang in der Strandbar.


Mit der Fähre geht es dann zur nächsten Insel, wo ich nur noch in den riesigen Pool im Hostel springe und lese. Mit Fahrer und Roller geht es am nächsten Tag dann zu den unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten der Insel. So stehe ich mit Sarong in einen der ältesten Hindu-Tempeln und sehe anderen beim beten zu, laufe wieder dutzende von Treppen hinunter um einen sehr vollen Wasserfall zu sehen und bekomme eine Tour durch ein kleines Dorf, wo sich herausstellt, dass ich genügend Geld hätte um eben dieses zu kaufen. Was schon ein komisches Gefühl bei mir hinterlässt. Am Ende kaufe ich nicht das Dorf aber eine neue Bauchtasche, da meine andere schon etwas mehr den Geist aufgegeben hat.


Wie schon gesagt Roller und ich werden nicht mehr die besten Freunde, so muss ich mehrere Meter hinter dem Roller und seinen Fahrer hinterher laufen, da wir 20 Minuten vor Ziel einen platten haben. Der Fahrer entschuldigt sich dutzende male und ich sage, dass es in Ordnung ist, er kann ja nichts dafür und die kleinen Jungs die sich total über meine Erscheinung freuen machen die Wartezeit auch zu einem kleinen Erlebnis, besonders als ich spontan mit ihnen Anfange Fangen zu spielen. Dann erreichen wir aber doch noch mein Ziel, ein Strand im Süden der Insel. Wiederwillig zahle ich das Geld für die Strandliege und entspanne dann. Im Meer erwischt mich dann eine der Wellen und zieht mich hinunter und über den Sandboden - okay, genug Salzwasser für heute, die Aussicht von der Liege ist doch auch ganz schön und dank des Windes ist es auch nicht ganz so heiß. Bei Sonnenuntergang stehe ich nun vor dem nächsten Problem - warum auch mal leicht? Da wo ich bin gibt es die App mit denen ich die Fahrer buche nicht und die Taxis zurück sind teuer. Sehr lange verhandle ich mit der Taxi-Mafia und schlage bei einem immer noch überteuerten Preis ein, irgendwie muss ich ja zurück kommen. Am Ende bin ich dann dümmer als die Polizei erlaubt. Trotz langer Diskussion, wo ich etwas verhandeln konnte, zahle ich 1.000 Rupien mehr als abgesprochen, man bin ich dumm. Nach den Strapazen vom Vortag bleibe ich den ganzen Tag im Hostel und arbeite am Blog und meinen Bildern, dabei unterhalte ich mich mit einer Niederländerin.


Mit einem Shuttlebus geht es zum Hafen, wo ich in eine der Fähren steige, nur ist die Fähre nicht die für die normalen Touristen sondern die für Einheimische. Da die Leute immer versuchen einen über das Ohr zu hauen, tun sie es auch dieses Mal, so lassen sie uns (die anderen Touristen und mich) warten, bis die erste lokale Fähre voll ist und direkt vor unserer Nase abfährt, nur damit wir lange warten müssen. Denn anders als bei normalen Fähren, fährt diese nur ab, wenn das Boot voll ist und das angeblich schon mal lange dauern. Tja, gut dass ich Zeit mitgebracht habe und nicht darauf hineinfalle und mich für einen Aufpreis für das Schnellboot entscheide. Keine Stunde später ist das Boot dann auch voll und die zehn bis zwanzig minütige Fahrt startet. Direkt am Strand steige ich dann aus, mitten in das kristallklare Wasser, wie gut dass es warm ist und meine Schuhe schnell trocknen. Da die neue Insel klein ist und Autos wie Roller verboten sind, laufe ich am Strand vorbei und über die Insel zu meinem neuen Hostel, wo ich mehr als überrascht bin, denn es sieht eher wie ein teures Resort aus als wie ein billiges Hostel. Nach einer kleinen Pause im Pool treffe ich mich mit einen anderen deutschen reisenden und zusammen gehen wir etwas zu Abendessen. Dann die Überraschung als wir zurück sind: Es ist Stromausfall, nur mit Licht von den Smartphones sieht man überhaupt etwas. Doch das gute daran? Man hat kein Internet und man unterhält sich mit anderen dann eher aus, als wenn man ständig vom Telefon in der Hand abgelenkt wird. So setze ich mich zu ein paar anderen dazu und wir unterhalten uns bis spät in die Nacht, selbst als der Strom schon wieder zurückkommt.


Wenn man denkt im Paradies zu sein und man es trotzdem nicht genießen kann, weil einem dauernd Fragen und Sachen durch den Kopf gehen. Was mache ich als nächstes? Was soll ich tun? Wie mache ich das? Was ist sinnvoller? Gott, wie ich das hasse. Am Ende komme ich doch zu einer Entscheidung und schaffe es endlich zu entspannen. Wo das All-You-Can-Eat-Buffet gerade recht kommt, super leckeres Essen mit guter Begleitung und danach noch einen Film. Am nächsten Tag gebe ich mein Schnorchel-können zur Schau und sehe mehrere Meeresschildkröten, dutzende von Nemos und leider viele kaputte Korallen, dazu kommen noch die vielen anderen Touristen, die es einen nicht ganz so leicht machen und sich mit Tritten ihren Weg bahnen, doch trotzdem war es ein guter Ausflug.


Das Schicksal von platten Reifen holt mich auf Lombok wieder ein. Zurück von der kleinen Auszeit auf den Gili-Inseln bin ich wieder auf der Insel, von wo ich gekommen bin. Dieses Mal aber an einem anderen Ort, doch bevor ich dort bin muss ich mich mit einem Fahrer herumschlagen und der asiatischen Zeit. Anstatt früh morgens zu fahren, muss ich langen auf den Fahrer warten und dann hat der Roller auch wieder einen Platten. Mehrere hundert Meter muss ich hinterher laufen und auf das Flicken des Rads warten, um dann noch einen Stopp bei dem Restaurant seiner Familie einzulegen, obwohl ich doch einfach nur endlich ankommen will. Angeblich sollte der Roller schneller als der teurere Shuttlebus sein, am Ende war es genauso teuer und hat noch länger gedauert. Wie immer, warum auch einfach? Das neue Hostel ist ein Party-Hostel, doch trotzdem ganz ruhig und nicht zu laute Musik und das beste? Ich treffe die Niederländerin aus dem anderen Hostel von vorher wieder. Cool, dann kenne ich schon jemanden und das zahlt sich aus, so teilen wir uns ein Taxi zum Strand am nächsten Tag, da wir beide nicht gerne mit dem Roller fahren. Leider sind die Wellen wieder stark und leider ist der Sand mehr mit Müll überlagert als dass man den Sand sehen kann. Dafür ist der Pool im Hostel ganz gut und ich finde dort meine Abkühlung, genauso wie mit den kostenlosen Cocktails die es jeden Tag zwischen fünf und sechs Uhr gibt. Dabei treffen wir auf eine andere reisende und die nächsten Tage verbringen wir zusammen. Dabei muss ich wieder Entscheidungen treffen und komme zu dem Schluss, einen kleinen Traum von mir zu erfüllen. Ich buche einen etwas teuren Flug aber bin dann froh es endlich zu einer Entscheidung geschafft zu haben.


Früh morgens geht es dann zum Flughafen, wo ich in den Flieger steige und einen Zwischenstopp in Kuala Lumpur über mich bringe. Doch leider war das ein Fehler bei der Buchung. Denn da ich das Land verlassen habe und mein Visum in Indonesien nur eine einmalige Einreise erlaubt, muss ich mir ein neues Visum kaufen. Für nur eine Woche, muss ich den gleichen Preis zahlen, wie für 30 Tage. Gerecht? Nein aber Regeln sind Regeln. Also zahle ich genervt das Geld und fahre zum Hostel, wo ich nur eine Nacht bleibe. Dort werde ich am nächsten Tag von einem alten Shuttlebus abgeholt, der Fahrer entschuldigt sich noch für einen Stopp, wo wir eine andere Person abholen, was für mich eigentlich von Anfang an klar war, immerhin ist es ein Sammeltaxi. Aber so sind die Indonesier, sie entschuldigen sich für alles. Über Ruckelpisten, Straßen, die diesen Namen nicht verdient haben und alles mit rasanten Fahrstil schaffen wir es nach vier Stunden in das kleine Dorf Bukit Lawang. Dort gehe ich etwas spazieren und verarbeite den keinen Schock, dass meine Unterkunft weder Klimaanlage noch eine normale Toilette oder Dusche hat. Alles nur mit Eimer und einen Loch im Boden. Gut, sind ja nur zwei Nächte, das schaffe ich. Ein Abenteuer, es ist ein Abenteuer. Nach einer Nacht im breiten Bett und ohne das Schnarchen von anderen stehe ich auf und warte auf meinen Guide. Dieser ist schon bald da und los geht es einen meiner Träume zu erfüllen.


Wir gehen in den Dschungel hinein, treffen dort den zweiten Guide und zusammen machen wir uns auf den beschwerlichen Weg frei lebende Orang-Utans zu sehen. Noch mit vollem Tatendrang und dem Schweiß strotzend laufe ich über Stock und Stein durch den dichten Wald. Leider jedoch ohne Erfolg. Bis auf Gibbons und einen Pfau sehe ich keine anderen Tiere. Schon ziemlich enttäuscht geht es zum Fluss, wo ich auf schwarze Schwimmreifen steige und wir zusammen über den Fluss zurück in das Dorf fahren. Ein Erlebnis welches Spaß macht und die Enttäuschung etwas abmildert. Aber die Guides haben alles versucht, sind mehrfach vorgelaufen und haben gesucht, doch an dem Tag hatten viele nicht das Glück diese schlauen Menschenaffen zu sehen, immerhin sind es wilde Tiere und das muss man respektieren. Dafür erhalte ich für den nächsten Tag einen neuen Termin, dieses mal sogar eine ganze Tagestour und nicht nur drei Stunden, meine Lunge wird es wohl irgendwie überstehen. Mit den selben Guides vom Vortag geht es wieder in den Dschungel hinein. Über andere Routen, wo gestern ein paar Tiere gesehen wurden, doch leider haben wir wieder kein Glück. Das Schicksal möchte wohl meinen Traum nicht erfüllen, doch ich bin Stur und die Guides auch. Sie tun alles, sprechen sich mit anderen Tour-Guides ab und am Ende kommen wir zu einem Ort, wo ein junges Männchen schlafend im Nest gesichtet wurde. Das Glück ist mir doch noch holt und das Tier schläft bei meiner Ankunft immer noch. So kann ich mich selbst ausruhen und dem Menschenaffen beim aufwachen und den in den Bäumen hangeln zusehen. Einfach wunderschön diese großen Tiere bei den filigranen Bewegungen zuzusehen, wie sie es schaffen so hoch in den Bäumen von einen Ast an den anderen zu springen. So anders als im Zoo hinter dicken Glas. Eine weitere Gruppe an Orang-Utans wurde gesichtet, doch leider ist die Chance sie zu erwischen gering und der Weg dorthin schwer und für jemanden wie mich mit nicht vorhandener Ausdauer nicht machbar. Da ich aber jetzt einen der orangenen Tiere gesehen habe ist es in Ordnung und wir machen uns weiter auf den Weg durch den Dschungel. Ziemlich erschöpft komme ich am Lager an, wo ich Mittagessen bekomme und im sehr kalten Fluss baden gehe. Zurück geht es wieder mit dem natürlichen Rafting. Auch wenn ich nur einen Orang-Utan gesehen habe bin ich dennoch glücklich und zufrieden.


So kann ich auch mit guten Gewissen zum nächsten Ort fahren, wieder mit Sammeltaxi und wieder über abenteuerliche Straßen. Angekommen laufe ich zum lokalen Obstmarkt, wo eher ich die Attraktion bin als die Pferde und Ponys auf denen man reiten kann. Anscheinend kommen Touristen nicht so oft hierher. Von den blicken und den ständigen Angesprochen werden genervt erstehe ich trotzdem einen Apfel und ein paar mir unbekannte Früchte die aber ganz lecker sind. Zurück im Hostel treffe ich dann auf einen - wie soll es auch anders sein - anderen deutschen, wir verstehen uns sofort sehr gut und zusammen erkunden wir die Stadt und gehen etwas zu Mittagessen. Am Abend treffen wir dann auch die anderen aus unserem vierbett-Zimmer und gehen noch auf ein Bier aus. Da die beiden Mädels und ich vorhaben eine Sonnenaufgangstour zu machen, heißt es natürlich auch wieder früh aufstehen und so klingelt der Wecker um vier Uhr morgens. Mit Guides und Fahrern werden wir bis zum Startpunkt gefahren und dann heißt es mal wieder klettern, laufen und schwer Atmen. Nur dank des Guides, der mich mehr hochschleppt und zieht schaffe ich es bis auf die Spitze des Vulkans. Sehe genau zwei Minuten der Sonne zu und dann zieht eine weiße Wolkenfront auf, die den Ausblick auf alles andere versperrt. Trotzdem habe ich mal wieder eine Strapaze geschafft und kann stolz auf mich sein. Der Ausblick auf die anderen Vulkane macht den nicht vorhandenen Sonnenaufgang wett. Der Weg hinab ist einfacher als der hinauf, jedenfalls für meine Lunge, für meine Füße weniger und nur mit Glück lande ich nur einmal auf meinen Hintern. Zurück treffe ich dann eine spontane Entscheidung und schließe mich den Mädels an und fahre direkt weiter zum nächsten Ort, als noch eine weitere Nacht in dem kleinen Dorf zu bleiben. Zwar habe ich dafür Geld umsonst ausgegeben aber es war die Richtige Entscheidung. Weil wir drei Personen sind, ist ein privates Taxi sogar auch genauso günstig wie ein Sammeltaxi und so haben wir nicht nur mehr Platz im Auto sondern müssen auch nicht anhalten um andere Touristen aufzugreifen. Stunden über Stunden fahren wir auf kurvigen Straßen entlang und enden am Hafen vom größten Vulkansee der Welt. Von dort geht es mit einem Boot hinüber auf die Insel im See, die einfach mal größer als ganz Singapur ist. Krass. Zu Fuß geht es dann zu meiner neuen Unterkunft, die sich auf einen steilen Hügel platziert hat, ohne Rucksäcke schon doof, vollgepackt aber noch doofer. Zudem ist die Unterkunft gerade auch eine Baustelle, da sie das Restaurant ausbauen und mehr Zimmer anbieten. Doch das ist okay, immerhin ist mein Zimmer direkt am See und es hat einen Balkon mit Ausblick. Was möchte man mehr?


Nach den anstrengenden Wanderungen der letzten Tage mache ich ein paar ruhige Tage am See, sitze auf dem Balkon mit einem guten Buch in der Hand gehe etwas spazieren und wünsche mir das Flachland von zu Hause wieder, warum muss hier denn alles so steil sein? Um etwas anderes zu sehen und zu erleben laufe ich eine halbe Stunde zum Frühstücks-Restaurant, dort bestelle ich mir leckere Bratkartoffeln, die aber an die von meinen Eltern nicht heranreichen können. Spontan wird mir dort auch eine Tour über die Insel angeboten und da ich nichts anderes übrig habe, sage ich zu. So sitze ich wieder hinten auf einen Roller und zusammen fahren wir immer weiter die Berge hoch. Die Aussichten werden immer spektakulärer und am Ende sitze ich auf einer Schaukel und sehe den riesigen See vor und unter mir. Später sitze ich dann noch zwischen einer Indonesischen Familie und knacke mit Ihnen eine Erdnuss nach der anderen.


Mehrere Tage habe ich am See verbracht und meine Seele baumeln lassen, dann ging es wieder mit der Fähre zurück zum Festland und mit einem vollen Sammeltaxi, wo ich Glück hatte, dass ich vorne sitzen durfte, zurück zur Hauptstadt von Sumatra. Wo ich wieder eine Nacht im selben Hostel verbringe und am nächsten Tag früh morgens wieder zum Flughafen fahre. Doch nicht nach Hause, sondern zum nächsten Land.


Land Nummer 12.