Tag 206 bis 210

Wolkenkratzer · Sauberkeit · Ladies Night


Mit dem Bus fahre ich hinunter zur Grenze, zur Grenze von Singapur dem wohl kleinsten asiatischsten Land, dafür aber eines der reichsten und fortgeschrittensten der Welt. Aus dem Bus ausgestiegen geht es zur Grenzkontrolle und ich erhalte den Ausreisestempel von Malaysia in meinen Reisepass. Einen Einreisestempel in Singapur erhalte ich nicht, denn hier ist alles elektronisch und nur mit Fingerabdrücken und Gesichtsscan. Ein bisschen Traurig bin ich schon, habe ich so keine vollständige Sammlung in meinem roten Büchlein aber naja egal.


Anstatt wie sonst komme ich nicht über einen Flughafen in das Land und leider gibt es hier nicht wie erhofft einen Kiosk wo ich mir eine SIM-Karte kaufen kann, die mir Internet ermöglicht. Shit. Ohne Ahnung und ohne Technik bin ich aufgeschmissen, selbst das WLAN funktioniert nicht, noch schlechter. Ein Mann sieht mir meine Verzweiflung an und gibt mir einen Hotspot, so dass ich recherchieren kann, erst hilft es aber dann doch nicht, denn ich verzweifle an den den Busverbindungen. So gehe ich einfach seinen Rat nach, fahre mit dem Bus in die Innenstadt, setz dich in eine der Malls und melde dich in dem öffentlichen WLANS an. Gesagt getan und am Ende bestelle ich mir dann doch ein Taxi anstatt mit dem Bus weiter zu fahren, sicher ist sicher.


Im Hostel bekomme ich endlich Internet und kann somit am Abend noch die Stadt erkunden ohne im Großstadtdschungel verloren zu gehen. Mit dem Bus fahre ich in die Stadt hinein, schön das ich mir kein Ticket kaufen und einfach nur meine Kreditkarte auflegen muss, beim Ein- und Aussteigen, wie einfach es sein kann. Meinen nach Essen schreienden Magen komme ich im Foodcourt nach, ein kleines Gebäude im Kolonialstil umgeben von Wolkenkratzern, sieht komisch aus aber bietet eine riesige Auswahl an Essen und so esse ich meine erste Vietnamesische Suppe außerhalb von Vietnam.


Den blauen Punkt auf meiner Karte folgend laufe ich zum Hafen und sitze dort wartend auf das kostenlose Highlight, eine Wasserfontänen-Show mit Musik. Wow beeindruckend was man mit Lasern alles auf einen Sprühnebel projizieren kann. Weiter geht es zu den riesigen Bäumen, naja keine echten sondern Kunstwerke die mit Pflanzen bestückt sind und aus LED-Lampen. Diese "tanzen" zur Musik und bieten die zweite Musik- und Lichtshow am Abend und das ganze auch wieder kostenlos, so langsam gefällt es mir hier ganz gut. Habe ich mir doch am meisten Sorgen über das Geld gemacht, das Land ist immerhin nicht ganz billig und die meisten Geschäfte an denen ich vorbeilaufe sind eher die, die man schwierig aussprechen kann, wenn man kein französisch oder italienisch kann. Ein Pullover kostet mehr als mein ehemaliges jährliches Einkommen, jepp mit meinen abgewetzten T-shirts und den Löchern in meinen Shorts komme ich mir mehr als falsch vor.


Am nächsten Tag begebe ich mich in den Osten der Stadt und gefühlt auch in den nahen Osten, denn hier ist die Muslimische Gegend, eine Moschee die von außen wie ein Sultan-Palast aussieht beeindruckt mich aber wirklich nur von außen. Dafür sind die Frauen am Eingang beeindruckt als ich mit dem arabischen Phrasen ankomme, etwas ist dann doch noch vom Anfang meiner Reise hängengeblieben. Der Hitze trotzend laufe ich durch die bunten Gassen, die dank dieser Farbe einen Hype in den sozialen Netzen bekommen haben und mich trotzdem nicht wirklich abholen. Es sind halt bunte Häuserfassaden und überteuerte Restaurants.


Mein Weg führt mich zurück in den Garten mit den riesigen Bäumen, die im hellen genauso beeindrucken wie im dunkeln am Tag zuvor. So kommt es das ich meinen Füßen nach dem laufen eine Pause gönne und am Fluss mit meinen E-Reader ein schattiges Plätzchen suche und einfach nur lese. Von den Mücken und der Sonne geplagt gehe ich zurück zum Hafen und suche mir dieses mal einen besseren Platz, um die Wasserfontänen-Show noch einmal zu sehen. Also wird der E-Reader wieder ausgepackt, das Buch geöffnet und der Sonnenuntergang nebenbei betrachtet, bis die Musik anfängt und die Show dazu. Einfach magisch schön, besonders mit den blinkenden Wolkenkratzern im Hintergrund.

Einen beeindruckenden Ausblick auf die Wolkenkratzer habe ich dann auch von oben. Kein Wunder stehe ich auf dem bekanntesten Hotel in Asien und in einem superteuren Nachtclub mit einer Aussicht über die Skyline. Normalerweise kostet hier ein Getränk 20 Euro und ich habe weder Eintritt noch meinen Prosecco bezahlen müssen. Perfekter Zeitpunkt als Frau Mittwochs im Land zu sein, denn hier ist Ladies Night und jedes weibliche Wesen kommt kostenlos auf die Aussichtsplattform hoch, nur gut dass ich meine etwas besseren Klamotten anhabe und nicht meine zerrissenen Hosen und mit Flecken bedeckten T-Shirts, so halte ich den Dresscode dann doch irgendwie ein, natürlich mehr als underdressed wenn ich all die anderen Frauen und ihre glitzernden von Markennamen geprägten Kleider sehe. Aber egal, Security-Mann sagt ich darf hoch, also ab nach oben.

Eine Zeitreise später sitze ich am nächsten Tag im zweithöchsten Riesenrad der Welt. Durch einen Tunnel wird einen auf beeindruckende Art die Geschichte von Singapur erzählt und man merkt wirklich wie fortschrittlich in der Technik das Land ist. Deutschland ist daneben wirklich ein Neuland. Mit den Geschichtlichen Fakten im Hinterkopf bietet sich mir in der großen Glaskapsel ein beeindruckender Anblick über die Stadt und wie cool über die Formel1 Strecke. Und j eigentlich habe ich absolut null Interesse an den Rennsport und doch beeindruckt es mich über den Asphalt zu laufen auf denen normalerweise Autos mit über 300km/h fahren. Das nächste Mal wenn ein Rennen in Singapur stattfindet kann ich immerhin behaupten auf dieser Straße schon einmal gelaufen zu sein.

Das größte Highlight ist aber die Otter-Familie die im Fluss ihr Mittagessen fangen und den frischen Fisch in ihren putzigen Händen verputzen. So süß und wirklich jeder der vorbeikommt bleibt stehen und schaut sich die Tiere an. Ohne Eintritt für einen Zoo bezahlen zu müssen, einfach so im Fluss neben einer Formel1 Strecke und einem Riesenrad.

Den süßen Tieren entflohen befinde ich mich in den verwirrendsten Chinatown wieder, weder sehen die Gebäude nach China aus noch wird es von den typischen Straßenläden überflutet. Nein, die Gebäude sind alle im Kolonialstil und die Restaurants sehen alle zu hochgehoben für ein Chinatown aus, nur die chinesischen Namen und Schilder zeigen überhaupt davon, dass sich hier die chinesischen Einwohner einverleibt haben. Okay und der Tempel, der wichtigste für die gläubigen Buddhisten in Singapur, denn hier liegt ein Zahn von Buddha, sehen kann man ihn nicht dafür liegt zu viel Panzerglas und Gold dazwischen. Am Ausgang gebe ich dann den geliehenen Sarong (ein Tuch um die Knie zu bedecken wenn man kurze Hose trägt) ab und kenne nun die unterschiedlichen Buddha-Statuen auf der Welt, da ich den Ausgang in dem verwinkelten und mehrstöckigen Tempel nicht gefunden habe.

Genauso verloren fühle ich mich in den U-Bahn-Stationen die gefühlt größer sind als meine Heimatstadt, wie kann es sein das der Fußweg vom Eingang zum Gleis so lang ist wie der Weg von meinem Zuhause zum Bahnhof? Wenigstens weiß ich dank Google Maps immer die richtigen Stationen und bin nur einmal in die falsche Richtung gefahren. Nehme ich als Erfolg. Genauso verwundert bin ich über diese Sauberkeit hier. Wie kann es sein dass so viele Einheimische und Touristen mit der Bahn fahren und nirgends etwas Müll herumliegt? Nirgends etwas von Reinigungskräften zu sehen und trotzdem alles super sauber? Das Geheimnis hätte ich gerne. Wahrscheinlich liegt es an den hohen Strafen, die verhängt werden wenn man Müll liegen lässt und an dem Verbot Kaugummi zu kauen. Trotzdem wirkt es unheimlich und nicht so richtig menschlich oder ich bin es von den anderen asiatischen Ländern einfach nicht mehr gewöhnt.

Das Asien auf große Gebäude und Weltrekorde steht habe ich schon in Malaysia bemerkt, hier aber auch noch einmal, denn ich besichtige einen der größten Indoor-Wasserfälle der Welt und laufe durch ein tropisches Gewächshaus das von außen wie die Stinkfrucht Durian aussieht. Mit einen Fahrstuhl geht es bis unter die Kuppel und über Stege kann man dann die Stockwerke hinunterlaufen und den Dunst der Wasserstrahlen betrachten.

Von einer Kuppel zur anderen geht es mit einer Rolltreppe, wieder ein Gewächshaus aber mit allen möglichen Pflanzenarten aus aller Welt und nicht nur Asien. Dazu noch eine herausragende Idee der Regierung, um das Englisch der Kinder zu verbessern, werden Studenten zu einem kostenlosen Guide die einen die unterschiedlichen Pflanzenarten erklären. Habe ich zwar nicht im Anspruch genommen, finde ich trotzdem klasse.

Was mich am meisten beeindruckt sind die angelegten Blumenbeete die sich an den Gemälden von Van Gogh halten und sie widerspiegeln, eine Ausstellung die nicht nur mich beeindruckt sondern auch alle anderen, wie ich am Touristenstrom erkenne. So viele Leute, dass ich dann doch leider meine Begeisterung für Kunst verliere und lieber schnell hinaus gehe.

Doch vor den Menschenmassen kann ich nicht fliehen, nope es wird eher noch schlimmer. Die Straßen sind voll mit Leuten und abgesperrt, wollte ich eigentlich nur zu einer anderen Sehenswürdigkeit befinde ich mich inmitten einer Menschenmenge. Zur Sehenswürdigkeit komme ich nicht mehr, tausende Menschen versperren mir den Weg und seufzend ergebe ich meinen Schicksal und stelle mich an eine Stelle wo ich die meisten der Asiaten von der Größe überrage. Eine Stunde warte ich mit den anderen auf das Feuerwerk, was die Masse an Menschen anzieht.

Langsam geht die Sonne unter und dann fängt es an zu knallen und wie auf Kommando heben alle ihr Handy hoch in die Luft und filmen das Ereignis. Nur zu blöd, dass es nicht mal eine Minute dauert bis es wieder vorbei ist. Dieses Spektakel zieht sich alle zehn Minuten hin, es knallt für eine Minute und die Asiaten heben ihre Handys in die Luft, um sie dann wieder sinken zu lassen. Dann endlich fängt die große Show an und ich kann nur beeindruckt zusehen, wow das ist echt ein riesiges Feuerwerk, dagegen kann Sylvester einpacken. Mit Grinsen im Gesicht schaue ich das Feuerwerk an und schüttle nur den Kopf über die Asiaten neben mir die schon taube Arme vom Handy hochhalten bekommen. Ein Tipp Leute, ab und zu im hier und jetzt Leben anstatt etwas aufzunehmen was man sich doch nicht wieder anschaut.

Weil ich keine Lust auf Menschenmenge habe warte ich bis der Großteil der Leute verschwunden ist und stelle fest dass diese Idee gut war, denn so bekomme ich noch das zweite große Feuerwerk mit, während die meisten schon verschwunden sind, dieses mal sogar mit noch besserer Ansicht und ohne diese ganzen technischen Geräte im Sichtfeld.

Ein gelungener Abschluss für die paar Tage die ich in Singapur verbracht habe und so kann ich mit guten Gewissen am nächsten Tag zum Flughafen fahren und in mein elftes Land einreisen. Dabei habe ich dann auch kein schlechtes Gewissen mehr, weil ich den ersten Flug für das falsche Datum gebucht habe und ihn weder umbuchen noch kostenfrei stornieren konnte und somit 80€ aus dem Fenster geschmissen habe, aber ja wie meine Mutter sagt: Fehler passieren.