Neues Land · Street-Art · Wanderung der Hölle
Ein strömender Regentag, drei Minivans und ein alleinreisendes Mädchen. Kein Anfang eines Witzes oder eines Märchens, sondern einfach ein weiterer Reisetag. Um 7 Uhr soll es losgehen, gespannt warte ich mit meinem Frühstück und dem Erdbeershake in der Hand auf den Minivan, bis es heißt, dass dieser nicht auf dem Hof kommen kann und ich durch den Regen laufen muss. Gut das ich den Regenschutz über den Rucksack gepackt habe und nett, dass mich eine aus dem Hostel mit einem Regenschirm begleitet. Einigermaßen trocken steige ich dann in den Minivan und ärgere mich über andere Touristen, die meinen die Lehen so weit zurück stellen zu müssen, dass niemand mehr da sitzen kann. Selbst das ständige Geschwafel der Frau, die eindeutig nicht checkt, dass jeder andere von ihr genervt ist und ihr Mann nur schlafen möchte. Als dieser es ihr endlich sagt, versucht sie es dann bei Ihrer Tochter und ich rolle genervt mit meinen Augen, so schwer ist es auch nicht mehr als fünf Minuten die Klappe zu halten.
Als wir dann auf einem Rasthof parken ist es keine Toilettenpause sondern der Umstieg, gut dass mir man das vorher gesagt hat oder eben nicht - aber wer steht nicht auf Überraschungen? Schnell steigen die anderen und ich um und endlich bin ich das Plappermaul los, yay. Im neuen Minivan ist dann auch mehr Platz und mit Nackenkissen gelingt es mir auch ein paar Minuten zu schlafen, bis wir auf einmal mitten im Nirgendwo am Straßenrand halten und es wieder heißt umsteigen. Verwirrt und panisch alles so schnell wie möglich einzupacken und im neuen Van unterzubringen, vergesse ich dabei meine Wasserflasche und meine geliebte Wassertragetasche. Schmollend sitze ich dann im Wagen und kann mich nicht mal darüber freuen die Sitzbank für mich alleine zu haben. Irgendwann stoppen wir schon wieder und ich frage mich ob wir wieder umsteigen müssen, doch dieses mal ist es nur der Stopp für die Grenze.
Die beiden Jungs, die mit mir reisen und ich stellen uns an der Kontrolle an und holen uns den Ausreisestempel von Thailand ab, um kurze Zeit später in der Schlange an der Einreisekontrolle von Myanmar zu stehen. Nach längerer Wartezeit habe ich meinen neuesten Stempel im Reisepass und habe Thailand verlassen und befinde mich im Land Nummer 9. Der Verlust über die Wassertasche ist schon fast vergessen.
Spät Abends kommen wir dann in Penang / Georgetown an und sind wieder verwirrt, denn anstatt an einer Busstation oder einem Bahnhof werden wir mitten in einer Mall aus dem Wagen geschmissen. Naja gut, so kann ich mir direkt eine SIM-Karte besorgen und am Geldautomaten Geld abholen. Dank neuem Internet weiß ich dann auch, dass mein Hostel nur 15 Minuten zu Fuß weit weg ist und wie es der Zufall will, steigt auch einer der beiden Jungs in dem Hostel ab und zusammen laufen wir los. Setzen unsere Sachen ab und gehen zusammen Abendessen.
Street-Art und besonders Graffitis haben mich schon immer interessiert und sind sogar ein Grund für meinen Berufswunsch. Kein Wunder also, dass ich mit voller Begeisterung durch die Stadt laufe und mich auf der Graffiti-Schnitzeljagd begebe. Mit Maps auf dem Handy mache ich mich los und schieße ein Foto nach dem anderen und besichtige einen Chinesischen Tempel neben den anderen.
Einen weiteren Tempel habe ich am nächsten Tag auch auf dem Plan stehen, nach einem kurzen Regenstopp mache ich mich dann mit dem Regionalbus auf dem Weg und laufe durch den Tempel, besteige die siebenstöckige Pagoda und sammle weitere Bilder auf dem Handy. Zu Fuß geht es dann weiter zur Seilbahn, wo es hoch auf dem Berg geht, auch wenn es teuer ist und man über eine Stunde in der Warteschlange steht, habe ich es lieber so als über 3.000 Stufen hochzulaufen. Irgendwann später oben laufe ich durch die Anlage, gönne mir ein Eis und sitze dann nur herum, als was zu machen, weil mir die Füße einfach viel zu sehr schmerzen. Um nicht wieder Stunden auf dem Rückweg Schlange zu stehen entscheide ich mich dazu vor dem Sonnenuntergang hinunter zu fahren und schon eher zurück in die Stadt.
Ausblick hatte ich schon im Tempel und auf dem Berg und trotzdem mache ich mich auf in das 68. Stockwerk einer Mall und laufe über den Skywalk, wo unter mir nur Glas ist, welches den Blick auf die befahrene Straße unter mir freigibt. Wenn ich es denn schaffe den verdammten Eingang zu finden, warum muss die Mall auch so riesig sein? Und wieso sind überall Wegweiser und ich finde es trotzdem nicht? Irgendwann schaffe ich es und stehe in dem gläsernen Aufzug der mich nach oben befördert. Einfacher ist der Eingang zum Dinosaurierpark zu finden und so stehe ich dann zwischen Dinosaurierstatuen und Hochhäusern. Ein verrückter Anblick. Von der Lehrstunde über die unterschiedlichsten Dinosaurier geht es weiter in das Aquarium, wo ich jede Menge Fische in ihren Aquarien bestaune und eine Fütterung mit ansehe. Echt krass, wie riesig manche Fische werden können.
Mit dem Bus geht es dann weiter in die nächste Stadt, wo ich weinend auf dem Boden sitze, weil - ich weiß auch nicht warum - wegen der Rückenschmerzen? Der Übelkeit oder einfach Überforderung? Wahrscheinlich alles zusammen. Am Ende wird es zu spät um nochmal herauszugehen und da es dann auch regnet kann ich wenigstens ohne schlechtes Gewissen drinnen bleiben und mein Buch lesen. Bis ich mich dann aufraffe und mit einem anderen zu einem Street-Food-Markt fahre, wo ich mir mein ersten Malaysischen gebratenen Reis bestelle. Warum ist der denn jetzt scharf? Das war doch sonst nie der Fall! An scharfes Essen muss ich mich dann wohl wieder gewöhnen, ist die Ernährung hier doch eher an Indien angelegt.
In den letzten Tagen in Thailand war ich nur am Strand, weshalb jetzt wieder mehr Kultur auf dem Plan steht und somit vier Tempel. Mit einem Grab (eine Art Taxi) geht es los zum ersten, der sich inmitten einer Höhle befindet. Nicht so heiß und recht frisch laufe ich durch die große Höhle, vorbei an Statuen die zwischen den Stalagmiten und Stalaktiten stehen und den vielen Affen die im Park auf der anderen Seite der Höhle freiherum laufen. Da ich so schlau war meine Kekse in die mit einem Reißverschluss verschließbare Jackentasche zu tun, werde ich nicht von den dreisten Affen beklaut und schüttle nur den Kopf über die anderen Touristen, denen das Essen aus der Hand gerissen wird.
An den anderen Tempeln gibt es keine Affen und darüber bin ich ganz froh, denn aus der Ferne sind sie ja okay aber so einen Meter neben mir und so unberechenbar, naja, da stimme ich dann doch meiner Mutter zu, dass das nicht sein muss, wenn nicht anders möglich. Nach den Tempeln fahre ich dann weiter zu den mir empfohlenen "Mirror Lakes" und bin mehr als enttäuscht. Ja, es sind Seen und dank der dunklen Farbe des Wassers wirkt es wie ein Spiegel aber dafür so viel Geld auszugeben um durch einen 90 Meter langen Tunnel zu laufen und dann am Wasserrand zu stehen? Das hatte ich anderswo auch schon. Natürlich ist der Anblick schon cool mit dem Wasser und die grünen Kalksteinberge drumherum aber nee, danke. Selbst der zweite See, der nur über eine Bootsfahrt durch einen engen Tunnel erreichbar ist, hat mich jetzt nicht so beeindruckt und war im dem Fall das Geld nicht Wert.
Da lassen mich die Graffitis in der Altstadt mehr staunen und so strotze ich der Hitze und laufe durch die Stadt von einem Highlight zum anderen, um dann meinen ersten freiwilligen Kaffee zu trinken. Die Spezialität der Stadt und somit eine Sache die ich probieren möchte. Die Bohnen werden dabei mit Margarine geröstet und das braune Gebräu wird dann mit Kondensmilch gemischt, weshalb die Farbe eher weiß als schwarz ist und deshalb der Name: White Coffee. Man kann es trinken, für Kaffee Liebhaber bestimmt besser, als für jemanden wie mich, der sowas sonst nie trinkt. Aber wenn man es nicht probiert, kann man es auch nicht wissen, oder?
Von Städten geht es hoch in die Berge, eine Busfahrt über Kurven und Kurven, ich glaube bis auf die Hauptstraße gibt es keinen Streckenabschnitt der mal länger als 20 Meter nur geradeaus geht. Und da der Busfahrer wohl gerne auf das Gaspedal Druck ausübt, wird die Fahrt zu einer rasanten. Schade für ihn nur, dass der Verkehr irgendwann zum Stau wird und er mehr genervt ist und dafür mehrfach die Hupe nutzt als das Gaspedal.
Bevor es zu dunkel wird mache ich mich zu einen der Wasserfälle hier auf und laufe dafür halb durch den Dschungel hindurch, wenigstens ist der Boden aus Beton und somit einfach und doch komme ich trotz dem kalten Wetter ins Schwitzen. Freiwillig ziehe ich sogar meine Regenjacke an, um den frischen Wind zu entkommen. Spontan schließe ich mich zurück im Hostel dann zwei anderen Mädels an und wir gehen mit einer weiteren aus einem anderen Hostel zusammen Essen. Wo ich dann spontan zur Wanderung am nächsten Tag eingespannt werde, angeblich eine einfache, denn mehrfach erwähne ich, dass ich nicht die beste im Wandern bin. Doch laut Rezensionen ist der Weg nicht so einfach aber wer hört schon auf mich?
Am nächsten Morgen geht es dann los und mit vielen Pausen und vielen Entschuldigungen darüber, dass ich keine Ausdauer habe laufen wir die aus Baumwurzeln natürlichen Treppenstufen hoch und erklimmen den Gipfel. Nass geschwitzt und völlig außer Puste überragt der Ausblick und nach einer kurzen Pause und einer Nachfrage über den Rückweg geht es hinunter. Das ich nicht gestorben bin, ist ein Wunder. Der Weg bestand aus Löchern im Schlamm. Lehmiger Boden, Dschungelpflanzen und Bäume so eng dass man den Pfad kaum sieht, mehrfach falle ich auf den Boden und meine braune Hose ist dank dem Lehm in einem helleren Braunton als vorher. Nicht nur ich lande mehrfach auf dem Hintern andere Wanderer auch und ich weiß echt nicht, wie manche diese Wanderung als Einfach einstufen. Ohne die Unterstützung der anderen Mädels wäre ich auf dem Weg hängengeblieben oder dem Abhang hinuntergestürzt, danke an Euch! Irgendwie habe ich es geschafft und wir enden in einer der vielen Tee-Plantagen und ich bin nur noch froh endlich keinen Schlamm mehr unter mir zu haben. Doch das nächste Problem wartet natürlich schon auf uns, der Ausweg aus der Plantage. Wir alle sind kaputt, haben wir immerhin fast 5 km hinter uns und nirgends gibt es ein Hinweisschild für den Ausgang. Was zur Hölle? Endlich schaffen wir es hinaus und ergattern uns eines der Taxis, sonst müssten wir eine weitere Stunde zurücklaufen oder den selben Weg zurück und das ist, scheiße Nein!
Eine Pizza zur Stärkung und dann fahren wir mit den Rollern zu Lavender- und Rosen-Farmen, die hier wie kleine Parks angelegt und Touristen-Magnete sind. Wirklich genießen kann ich es nicht, ja die Blumen sind schön und die Anlagen großartig angelegt aber mir tut alles weh und ich bin Müde und K.O. eigentlich möchte ich nur noch zurück zum Hostel und ins Bett aber da wir uns die Roller teilen und ich hier in den Bergen und bei dem verrückten Verkehr sicherlich nicht selbst fahre, muss ich warten bis die anderen auch zurück wollen. Um 18 Uhr ist es dann endlich soweit und ich falle nach einer schnellen Dusche und einem leckeren indischen Abendessen tot müde in das Bett. Nur froh darüber diesen Tag überlebt zu haben. Für die nächste Wanderung habe ich mich schon abgemeldet.
Mit Muskelkater des Todes und Kopfschmerzen entscheide ich mich gegen meine ursprünglichen Pläne und mache nichts außer diesen Text zu schreiben und mir einen Kakao und ein Buch zu gönnen. Was nebenbei davon gestört wird, dass meine Reisepläne in ungewissen sind, denn die Buchung des Busses wird nicht bestätigt und ohne diese kann und möchte ich noch nicht das nächste Hostel buchen, welches aber nur noch drei Betten übrig hat. Was ein Stress und was ein Drama.