Tag 161 bis 179

Entspannung · Strände · Angst überwinden


Früh geht es los zum Flughafen, da ich schon ein paar Flüge hinter mir habe und schon oft in Bangkok umgestiegen bin ist es ein einfaches Verfangen und da mein Koffer auch direkt weiter transportiert wird, muss ich mich auch nicht darum kümmern. 10 Stunden bin ich insgesamt unterwegs, zwei Flüge und ein Bus nach Phuket, der ersten Station nach meiner Solo-Reise-Pause. Zwanzig Tage war ich unterwegs mit anderen, in zwei Ländern und jetzt geht es wieder alleine weiter und ja, ja ich freue mich darauf, tat es gut mal länger mit wem unterwegs zu sein freue ich mich darauf nicht mehr so einen schnellen Reiseablauf zu haben und einfach mal wieder nur am Strand zu liegen.

Dazu dient der in Phuket sehr gut, direkt gegenüber vom Hostel, nur über die Straße und ich sitze am Strand. Perfekt, noch perfekter der Sonnenuntergang, einer der schönsten in den letzten Monaten und die Pizza lasse ich mir auch schmecken. Leider spielt das Wetter die nächsten Tage nicht so mit und gönnt mir nicht die Erholung am Strand, so sitze ich drinnen und starre die Regentropfen am Fenster an. Wenigstens hört es zum Sonnenuntergang auf und ich kann mir mein Essen von 7-Eleven am Strand bei schöner Aussicht genießen.

Die nächsten Tage sind gnädig und der ersehnte Strandtag ist da, inklusive Sonnenbrand am Abend aber naja, gut dass ich noch After-Sun habe. Zudem wird der Sonnenbrand von den starken Winden gekühlt, denn es ist so windig, dass meine Strandmatte mehrere Meter weit weg liegt, wenn ich nicht darauf sitze.

Da der Strand mir anscheinend nicht vergönnt ist, geht es in die Altstadt am anderen Ende der Insel und diese ist bunt, viel bunter als ich es gedacht hätte. Dafür verantwortlich die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen und der Baustil, der von den Portugiesen geprägt ist, die hier vor ein paar Jahrhunderten die Insel Kolonisiert haben. So laufe ich durch die Altstadt mache meine Bilder und dann mache ich etwas, was dringend nötig war: Ein Haarschnitt. Nach fast fünf Monaten ohne wird es wirklich dringend, mein Pony reicht mir schon bis zum Mund.

So geht es mit Regenjacke und neuer Frisur auf Tempel-Erkundungstour, denn ich bin deutsch und somit gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Doof nur, dass ich trotz Jacke plitsch nass bin, denn durch die Luftfeuchtigkeit schwitze ich unter dem Regenschutz umso mehr und bin am Ende genauso Nass, als wäre ich ohne gelaufen. Naja egal. Wenigstens hatte ich meine Wanderschuhe an, die den Hund, der sein Zuhause verteidigt hat an dem ich vorbei gelaufen bin, davon abgehalten mir in den Fuß zu beißen. Er hat meine gut geschützte Ferse getroffen, ha das hast du davon Hund.

Dann erlebe ich etwas von dem ich gedacht hätte es dieses Jahr nicht zu erleben: Karneval. Normalerweise ein Tag an dem ich gerne arbeiten gehe und den alkoholisierten Leuten aus dem Weg gehe, genauso den "zwang" mich verkleiden zu müssen. Beides was ich nicht so wirklich mache und jetzt? Jetzt gehe ich zum Thailändischen Karneval. Okay, ein Ort der mehr ein kleiner Freizeitpark ist (ohne Achterbahnen und Karusselle) und wie ein Zirkus aufgebaut ist. Alles bunt, schrill und lustig, ziemlich cool sogar und der Karneval ist eher wie der in Rio. Große bunte Kostüme, die aber eher die Tradition von Thailand widerspiegeln, als lustig zu sein. Zudem fahren die Wagen nicht durch die Straßen und es werden auch keine Süßigkeiten geschmissen, nope es ist in einem Gebäude und die Wagen fahren von links nach rechts oder andersherum über eine große Bühne, wo im Hintergrund eine Leinwand die passende Geschichte dazu erzählt. Es ist echt beeindruckend und von den Wagen kann sich der eine oder andere Wagenbauer noch etwas von abschauen. Wahrscheinlich weil es so anders zu dem von zu Hause ist gefällt es mir so gut und die LED-Installationen draußen im dunkeln beeindrucken auch noch mal. Okay, okay, die Süßigkeiten fehlen dann aber doch.

Von Karneval geht es zur Party-Insel, auch etwas was ich nicht wirklich gedacht hätte, deshalb auch kein Wunder, dass mein Hostel abgelegen und ruhig ist. Die Insel über eine Fährfahrt erreichbar und dann die Überraschung, es gibt eigentlich nur eine kleine Stadt, die aus Restaurants, Bars und Shops und natürlich den Hotels und Hostels besteht. So eng aneinander, dass keine Autos durchpassen und man die Koffer mit Bollerwagen durch die Stadt transportieren muss. Ich lasse es ruhig angehen, genieße die Tage am Strand, schlendere durch die Straßen und stelle mich mal wieder dutzenden von Treppenstufen.

Treppenstufen die zu einem Aussichtspunkt führen und da eine Aussicht meistens von oben ist, muss ich natürlich auch die Stufen erklimmen. Mit mehreren Verschnaufspausen ist es dann auch geschafft und der erste Punkt erreicht mit Aussicht auf die Stadt und den beiden Stränden. Weiter geht es steil bergauf, wenigstens keine Stufen mehr und schon erreiche ich den zweiten Punkt, der den schöneren Ausblick gewährt. Längere Zeit da sitzend und genießend geht es dann den gleichen Weg hinunter, wo ich den mir entgegenkommenden die Frage bejahend bestätige, ob sich der Aufstieg denn lohnt.

Mit einer Bootstour geht es zu den anderen Inseln in der Umgebung, zu Affen die an den steilen Wänden leben und den Touristen die Wassermelonen aus der Hand klauen und zu einem Strand, an dem Leonardo Di Caprio den Film "The Beach" gedreht hat und der deshalb nur so von schaulustigen Touristen überlaufen wird. Na gut, der Strand ist aber auch echt schön. Nach einer Hai Sichtung beim Schnorcheln bin ich glücklich, trotz schaukelnden Boot und wage mich dann auch bei absoluter Dunkelheit in das Wasser um fluoreszierenden Plankton zu sehen und direkt darin zu schwimmen. Nicht so wie ich es mir vorgestellt habe aber trotzdem irgendwie cool.

Um der Einsamkeit von etwas ruhigeren Hostels zu entkommen wage ich mich in ein Party-Hostel und hoffe dort auf ein paar mehr Kontakte zu anderen reisenden. Die bekomme ich auch und zusammen gehen wir Abendessen und versuchen bei dem Pub-Quiz unser Glück - ja, gewonnen haben wir nicht, waren aber auch nicht die schlechtesten und ich weiß wieder, mit Musiktiteln habe ich es nicht. Den darauf folgenden Pub-Crawl (von Bar zu Bar ziehen und sich betrinken) lasse ich aber aus, dafür bin ich nicht zu begeistern.

Freilebende Affen sind ja schon süß aber am Ende bin ich doch ganz froh, dass mir keiner der Geschöpfe vor die Füße läuft als ich über unebene Holzlatten am Berg vorbei laufe und zu einem kleinen Strand gelange. Auch auf dem Rückweg sehe ich keines der behaarten Tiere und frage mich warum der Weg dann "Affen-Weg" heißt, wenn man keine der Tiere sehen kann.

Der Versuch Kontakt zu knüpfen ist mir gelungen und zusammen mit meiner neuer Bekanntschaft schlendern wir über den Nachtmarkt, essen und shoppen Souvenirs und ich bin glücklich darüber nicht alleine zu sein und endlich wieder deutsch reden zu können, ist meine Begleitung doch aus Berlin. Nachdem wir noch eine Bekannte von ihr treffen, erhalten wir sogar eine private Feuershow von ihr, da sie spontan den Feuer-Artisten fragt ob sie auch mal dürfte. Und da Sicherheits-Vorschriften anscheinend nicht vorhanden sind, drückt der Mann ihr einfach die Feuersteine in die Hand und zündet sie an. Warum auch nicht?


Etwas was ich schon länger machen wollte, mache ich am nächsten Tag. Kanufahren und wie befürchtet bin ich richtig schlecht darin, landen wir - mein Partner und ich - mehr in den Büschen als das wir gerade auf dem Trail fahren. Aber wie heißt es, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder? Leider bekomme ich keine weitere Übung und der Weg ist kürzer als gedacht und somit schaffe ich es nicht mich wirklich zu verbessern. Na gut, wenigsten beuge ich so den Muskelkater vor und hey, ich bin nicht in das Wasser gefallen!

Weiteres Glück habe ich auch bei dem anschließenden Schwimmen im Meer, wo unsere gruppe eng zusammen steht und nur eine von uns von einer der giftigsten Quallen der Welt gestochen wird. Mit starken Schmerzen wird sie in das Krankenhaus transportiert und danach hatte verständlicherweise keiner mehr Lust zurück in das Wasser zugehen. So essen wir spät zu Mittag und verbringen die restlichen Stunden auf den Nachtmarkt und ich mit Eis am Strand, wo gerade die Sonne untergeht.

Wie viele Strände ich schon gesehen habe weiß ich nicht, viele jedenfalls und alle schön, naja fast alle, aber der heutige ist einer der schönsten von allen. Nur erreichbar mit dem Boot, laufe ich zum Strand hinunter und ende trotz kurzer Hose mit nassen Klamotten, da das Boot nicht an einem Steg ankert sondern mitten im Wasser und natürlich musste die eine große Welle bei mir kommen. Egal, es ist ja warm und auch wenn es eine Jeans ist, die nicht gerade schnell trocknet kann ich es abhaken. Der Anblick des Strandes und das warme Wasser bieten genügend Entschädigung. Dazu kommt noch meine spätere Bekanntschaft und ich bekomme endlich mal auch Fotos von mir im Wasser, wie einfach das doch ist, wenn man mit jemanden zusammen ist und nicht alleine. Leider endet der Strandtag mit einsetzenden Dauernieseln und da es dadurch außerhalb des Wassers doch ziemlich frisch ist, fahren wir schon eher als geplant zurück. Nach einer heißen Dusche und Abendessen geht es zum Auftritt der Bekannten meiner Bekannten, die DJane ist und in einem kleinen Café auftritt. Ein entspannter Abend mit guter Musik und Tanz der besser ist als sich gnadenlos in einer Bar und der nächsten zu betrinken.

Da es am nächsten Morgen früh los geht, gehe ich eher als die anderen zurück und gönne mir den Schlaf. Mit Minivan und Starkregen geht es dann weiter zur nächsten Insel. Dort ist der Himmel gnädig und es scheint die Sonne. So kommt es, dass ich an den Strand gehe und wieder zurück zum Hostel, da die Wellen einen eher die Knochen brechen als dass man es gemütlich schwimmen nennen kann. Gut das das Hostel einen Pool hat und so sitzen meine zwei neuen bekannten und ich dann den restlichen Tag dort.

Die Insel ist riesig und weitläufig, ja ich muss 15 Minuten zum nächsten Supermarkt laufen, normalerweise kein Problem aber wenn ich dann etwas anderes als den Pool und den Strand vor der Tür sehen möchte ist es schon problematisch. So überwinde ich schlussendlich meine Angst und lerne Roller fahren. Mit einer kleinen Einweisung und einer Lehrstunde werde ich einfach so auf die Straße losgelassen und in das kalte Wasser geworfen. Dankbar dafür das auf der Insel nichts los ist und so wenig Verkehr schaffe ich es dann auch - okay, ich fahre nicht schneller als 20 oder 30 km/h aber ich fahre! Richtig in das kalte Wasser geworfen werde ich später, als ich mich mit zwei anderen auf dem Weg zum Nationalpark am anderen Ende der Insel wage. Die Straßen bis zu 20% Steigung und wie soll es anders auch sein kurvig. Keine Ahnung wie aber ich meistere den Weg, langsam aber ich schaffe es. Stolz laufen wir dann durch den Park, verbringen Zeit im Wasser und dann geht es auch wieder zurück. Meinen ersten Ausflug mit dem Roller geschafft!

Da man mit dem Roller dann auch gemütlich wird, fahre ich mit ihm zum Supermarkt und besorge mir mein Frühstück, welches ich am Strand und bei schönsten Wetter zu mir nehme. Spontan buche ich mir einen weiteren Tag einen Roller und habe Glück, dieser ist viel besser als der erste und so schaffe ich es schon mit mehr Sicherheit über die Insel. Fahre durch den Dschungel und komme in der Altstadt an, wo ich durch die Straße schlendere und über den Pier laufe. Eigentlich möchte ich den Tag an einem der mir vorgeschlagenen Strände verbringen aber irgendwie haben alle von denen keinen richtigen Eingang und so fahre ich mehrmals hin und her, um dann genervt zu einen anderen Strand zu fahren. Der sich dann aber als Glücksfall erweist, klein, ruhig und schön. Ein Ort wo man entspannt schwimmen und ein Buch lesen kann.

Mit Abendessen am Strand und einem Sonnenuntergansschwimmen geht es unter die Dusche und zu einer Filmnacht im Hostel. Am nächsten Tag werden dann alle Pläne die ich hatte umgeschmissen, weil die Fähre zur nächsten Insel erst wieder im Oktober fährt und der andere Weg so umständlich ist, dass ich darauf keine Lust habe. Zur anderen Insel, die sich dann auch schon im nächsten Land befindet ist es auch nicht einfach und so beschließe ich die beiden Inseln zu überspringen und direkt auf das Festland zu gehen. Endlich die Sorgen über die nächsten Orte abgelegt zu haben, kann ich mich die nächsten Tage mit einem Buch am Pool entspannen und faulenzen.

Bis es dann heißt: Willkommen Land Nummer 9