Es wird strenger · Tag der ersten Male · Zurück in Kairo?
Flughafen verwirren mich einfach. Immer, egal wie groß, egal wie klein. Ich habe immer keine Ahnung wohin ich muss oder was ich tun muss. So auch nach dem umsteigen in Kairo. Ich komme im Terminal 1 an und ich muss in Terminal 3. So weit so gut, nur wie komme ich zu Terminal 3? Ich folge den Schildern und bin auf einmal aus dem Gebäude raus. Ist das richtig? Ja, da ist ein Schild, okay gut ich laufe los. Den großen Rucksack hinten und vorne den kleinen. Ich komme zur Straße - für Autos. Jetzt mal ehrlich das kann nicht richtig sein! Verloren blicke ich mich um und schon kommt jemand auf mich zu und weißt mir den Weg. Dankend gehe ich weiter in die Richtung die er mir sagt. Ein Schild mit Terminal 3 und daneben ein Pfeil nach oben - also gerade aus. Ich folge dem Schild und komme am Ankunftsterminal an, nicht am Abflugterminal. Hä? Okay was nun. Wieder sieht man mir meine Verwirrtheit an und kommt auf mich zu. Dieses Mal sagt mir der Mann ich muss zurück und dann die Rampe hinauf, direkt unter dem Schild mit Pfeil nach oben. Was mich fragen lässt, warum der Pfeil nach oben und nicht nach links zeigt. Da ist immerhin die Rampe... Egal. Ich laufe zurück die Rampe rauf und endlich, endlich bin ich da.
Dann bin ich wieder verwirrt. Ich habe kein Boardingpass, ich muss also zum Schalter und dort einchecken aber ich sehe keine Schalter. Die kommen doch normalerweise als erstes und dann erst die Sicherheitskontrolle. Tja hier ist es anders. Jetzt die Frage, esse ich vorher etwas oder warte ich bis nach dem Einchecken? Ich entscheide mich für letzteres, hätte ich mal anders entschieden... Ich habe einen Aufenthalt von mehr als 6 Stunden am Flughafen, eine ist schon für den Weg von Terminal zu Terminal umgegangen. Jedoch kann man erst 4 Stunden vor Abflug einchecken, wie ich irgendwann mal herausgefunden habe, weil ich von Schalter zu Schalter gelaufen bin, um einzuchecken und mir jedes Mal gesagt wurde ich muss wo anders hin. Also setze ich mich geduldig hin und warte darauf, dass auf der Anzeigetafel mein Flug angezeigt wird und ich endlich weiß zu welchem Schalter ich muss.
Pünktlich wird der Schalter angezeigt, ich gehe los um als eine der ersten einzuchecken, weil ich habe Hunger. Frühstück ist schon lange her und im Check-In-Bereich gibt es nichts zu Essen. Leider wird nur der Schalter pünktlich angezeigt, der Schalter selbst ist nicht besetzt. Wieder warte ich eine Stunde auf den Mann, der den Schalter öffnet. Und ja es ist nur einer! Alle anderen Flüge haben drei bis vier Schalter und natürlich hat meiner nur einen... Egal, ich warte geduldig hinter denen, die sich vorgedrängelt haben und dann bin ich endlich um ein Boardingpass reicher und um einen Rucksack leichter, denn ich darf nur einen Rucksack mit in das Flugzeug nehmen.
Mein Weg führt mich durch den Duty-Free-Shop und meine Augen werden riesig, solche Preise! Alter, ey, das kann sich doch niemand leisten. 10 Dollar - also ca. 9€ für eine Tüte M&Ms? What the hell? Ich entscheide mich gegen Süßkram und sättige meinen Hunger bei Burger King, nicht gerade gesund aber hey ich habe Hunger.
Endlich kann ich in das Flugzeug steigen und jay, ich habe eine ganze Reihe für mich alleine, kein Gedränge, niemand der stört. Perfekt. Ich gucke wie immer aus dem Fenster und staune über die Schönheit eines Sonnenunterganges über den Wolken. Das servierte Essen im Flugzeug nehme ich mit. Ich bin noch satt vom Burger.
Sicher in Jordanien gelandet, gehe ich mit vorher besorgten Jordan-Pass zur Kontrolle und bekomme ohne großen Stress meinen Stempel in den Reisepass. Marokko da könnt ihr euch mal was von abschauen... Mein Rucksack ist einer der ersten auf dem Gepäckband und der Stein auf meinen Herzen fällt hinab, eine Sorge weniger. So schnell war ich noch nie fertig am Flughafen und mein Fahrer steht auch schon bereit. Schnell bin ich im Hostel und sitze auf der Dachterrasse, Essen benötige ich auch nicht mehr, denn ich habe noch das aus dem Flugzeug. Immerhin zwei kleine Sandwichs, Süßigkeiten und Wasser. Perfekt.
Am nächsten Morgen genieße ich die Sonne auf der Dachterrasse und das frisch zubereitete Frühstück. Besser als das Gewitter die Nacht zuvor. Ich mache mich langsam auf, eine weitere Free-Walking-Tour ist gebucht, um die Stadt besser kennenzulernen und andere reisende. Dabei lerne ich viel über die Geschichte des Landes und über den Ramadan in Jordanien. Denn wenn es in Ägypten noch einigermaßen einfach war, ist es richtig streng in Jordanien. Der Guide der Tour ist kein Muslime und doch darf er weder mit seinen Zigaretten noch mit seinen Kaffee in der Hand hinaus auf die Straße, weshalb ich seinen Kaffee halten muss. Als Tourist ist das für mich erlaubt. Ich fühle mich zwar nicht ganz so wohl dabei, weil ich eben nicht als der typische Tourist gesehen werden möchte, sondern als diejenige die die Kultur im Land respektiert aber lieber so, als dass der Guide verhaftet wird. Die Tour ist okay, hatte schon bessere aber dafür ist die Gruppe super und schließlich sitzen ein paar von uns zusammen beim Abendessen. Falafel und Hummus. Geht immer. Auch wenn wir etwas zu früh dran sind und genau dann ankommen als alle Einheimischen gerade ihr Fasten brechen und deshalb die Lokale super voll sind. Zehn Minuten müssen wir warten, bis ein Tisch für vier frei wird. Ich habe zwar großen Hunger aber das geht klar, die Einheimischen haben den ganzen Tag nichts gegessen also sollen sie auch eher etwas bekommen. Endlich bekommen wir einen Tisch und erholen uns von der Kälte, den steilen Straßen und den vielen Treppen. Warum muss eine Stadt auch immer auf Bergen gebaut werden?
Im Hostel zurück dann die große Überraschung. Austin, auch ein Reisender, ist wieder da. Schon wieder, denn wir haben das Glück, dass wir uns schon mehrfach in Ägypten getroffen haben. Wobei das Pech auf meiner Seite ist, denn der Amerikaner aus Alaska reist immer einen oder zwei Tage nach meiner Ankunft weiter. Schade, denn wir verstehen uns echt gut aber cool, dass wir uns jetzt zum dritten Mal - ohne uns abzusprechen - im gleichen Hostel wieder treffen. Erst in Kairo, dann in Assuan und jetzt in Jordanien. Dieses Mal haben wir das Glück etwas zusammen zu unternehmen. Wir unternehmen am nächsten Tag mit zwei anderen aus dem Hostel eine Tagesfahrt nach Jerash. Auch wenn ich das einzige Mädel bin, verstehe ich mich super mit den Jungs und fühle mich weder unwohl noch sonst was. Zusammen verbringen wir den Tag und haben eine super Zeit.
Besonders ich habe eine super Zeit, denn Jerash, ist eine der größten und besterhaltensten römischen Anlagen außerhalb Italiens und das ohne Touristen. Bis auf eine andere Bustour, sind wir vier die einzigen auf der Anlage. Ein Traum für mich. Weder weiß ich noch interessiert es mich, wie oft ich gesagt habe, dass es einfach unfassbar schön, genial und sonst noch alles ist. Ich habe es jedenfalls oft gesagt.
Leider reisen die drei Jungs am nächsten Tag weiter. Ich bin schon am überlegen ihnen zu folgen und eine Nacht eher zu gehen. Ich mag die Jungs und die Gesellschaft einfach. Aber ich entscheide mich dagegen, ich habe kaum etwas von der Stadt Amman gesehen und das Hostel ist echt teuer. So verbringe ich den nächsten Tag allein und genieße den Ausblick von der Zitadelle ganz oben auf dem Berg. Mit guter Musik, vier Lagen Klamotten (im Gegensatz zu Ägypten, ist es mit Regen und nur 20 Grad echt kalt in der Hauptstadt) und den Blick über die gesamte Stadt, halte ich das allein sein gut aus und genieße die Zeit.
Am nächsten morgen geht es um die unchristliche Zeit 6 Uhr morgens weiter. Um fünf stehe ich auf, mache mir meine Fladenbrote mit Nutella bereit und fahre mit dem Uber zum Bus. Es geht nach PETRA, das Highlight in Jordanien und ich denke mal, das einzige was man von dem Land wirklich an Sehenswürdigkeiten kennt - abgesehen vom toten Meer. Vier Stunden später bin ich am Eingang und laufe durch die tiefe Schluchten. Immer wieder bleibe ich stehen und mache Fotos oder betrachte einfach die riesigen Steinberge über mir. Bis ich dann zum Ende komme und endlich dieses eine Bild vor mir auftaucht, welcher jeder von PETRA kennt. Das Schatzhaus, welches am Ende der Schlucht auftaucht, orange in der Sonne strahlt und einfach unglaublich riesig ist.
Was auch unglaublich ist: Ich treffe die drei Jungs aus Amman wieder. Plus noch zwei andere aus dem Hostel in Amman. Ich stehe vor dem Schatzhaus und blicke nach links und sehe die drei im Café sitzen. Genau wie ich staunen sie nicht schlecht über den Anblick. Und genau wie ich können sie es kaum glauben, dass wir uns wieder treffen. Wieder ohne Absprache, einfach nur purer Zufall. Zusammen erkunden wir die weiten von PETRA, klettern auf die Felsen, erkunden die Höhlen und wechseln uns mit den Aussagen ab, dass es so unfassbar schön ist.
Den schwierigsten Weg heben wir uns bis zum Schluss auf. Jedenfalls der schlimmste Weg für mich. Denn ich sehe so aus und höre mich so an, als hätte ich den Iron Man gelaufen, während es für die Jungs ein einfacher Spaziergang im Park ist. Gefühlte tausend Treppenstufen später verfluche ich Treppenstufen, meine nicht vorhandene Ausdauer und hasse mich dafür, die Entscheidung getroffen zu haben, den Weg hoch zu erklimmen und nicht einen der Esel oder eines der Pferde genommen zu haben. Bis ich dann oben bin. Dann liebe ich mich dafür und bin unfassbar dankbar die Strapazen auf mich genommen zu haben.
Das Monument ist noch einmal größer als das Schatzhaus unten und wie immer frage und staune ich darüber, wie die Leute früher ohne moderne Hilfsmittel fähig waren so etwas aus oder besser gesagt in den Felsen zu hauen. Mit hochrotem Kopf setze ich mich auf eine der Bänke und lass das Bild auf mich wirken. Einfach mal nichts machen und nur gucken.
Dann geht es weiter zum Aussichtspunkt "Das Ende der Welt". Wir lassen die Touristen hinter uns und steigen am Ende des Pfades über den Stacheldraht. Und wieder komme ich nicht aus den staunen hinaus. Unter und vor mir erstreckt sich eine Ansicht, die ich so nie von PETRA erwartete hätte. Wie alle dachte ich es ist nur dieses Schatzhaus am Anfang und ein paar Höhlen in Felsen gehauen. Nie hätte ich gedacht, dass man auf dem Berg sitzt, unter einen ein riesiges Tal liegt und man bis zum Gazastreifen blicken kann. Berge über Berge erstrecken sich zu unseren Seiten und es ist so still. Keiner der Touristen verliert sich hierher und die Jungs und ich sind alleine. Wir setzen uns schweigend hin und lassen diesen Anblick einfach auf uns wirken.
Am Ende verfluche ich mich wieder dafür, nicht den Esel oder das Pferd genommen zu haben, um die dutzenden Stufen hinab zu klettern. Alle sagen hinunter ist es angenehmer und einfacher aber ich kann sagen, dem ist nicht so. Nicht wenn die Stufen eben nicht der DIN-Norm entsprechen oder nicht einmal wirkliche Stufen sind und erst recht nicht wenn man so klein ist wie ich. Völlig fertig und Millionen von Flüchen später bin ich endlich unten angekommen.
Es wird Abends und langsam - nein wartet, es war nicht langsam, die Jungs sind alle riesig und haben einen Spurt drauf - gehen wir zum Ausgang. Fix und fertig, durstig und hungrig laufe ich den Jungs hinterher, ich kann nicht mehr mithalten. Immerhin geht es auch Bergauf und ich bin seit über 12 Stunden wach, habe bis auf eine Banane seit Stunden nix mehr gegessen. Mein Körper streikt am Ende und genau, wirklich am Ende der Schlucht bekomme ich kaum noch Luft und einen Asthma-Anfall. Ich setze mich hin und erhole mich langsam wieder, dann geht es den Weg bis zum richtigen Ausgang weiter. Dankend lehne ich die Pferdetour ab auch wenn ich innerlich schon lieber auf einem Pferd reiten würde als weitere 20 Minuten laufen aber ich mag Tiere und so wie die behandelt werden ist es eine Qual für sie und das tue ich lieber mir selbst an als den unschuldigen Tieren, die nix gegen meine nicht vorhandene Ausdauer können.
Am Ende verabschiede ich mich von den Jungs, sie wollen Kamelfleisch probieren, ich habe aber Essen im Hostel gebucht und schon dafür gezahlt und außerdem bin ich fix und alle. Das gute am Essen? Es ist ein Buffet und endlich werde ich mal richtig satt, zudem schmeckt es einfach göttlich gut.
Die Nacht schlafe ich gut, kein Wunder bei der Erschöpfung am Vortag. Ich Frühstücke ausgiebig und kann dank meiner eigenen Brotbox, das Geld für die Lunchbox sparen. Deutsch und vorbereitet sein lohnt sich halt. Meine Beine fühlen sich nicht so schwer an wie gedacht und deshalb gehe ich guten Gewissens wieder den Weg hinein in PETRA. Anstatt so wie am Vortag bleibe ich nicht alle drei Meter stehen um Bilder zu machen und genieße einfach so den Anblick. Wobei ich mich etwas über die andere Touristen aufrege, gestern war es nicht so voll. Aber naja, was erwartet man von PETRA, dem Weltwunder? Touristen! Also nicht aufregen und einfach genießen, Anna!
Zielstrebig gehe ich zum Anfang des Wanderweges, den ich gestern nicht geschafft habe und bleibe tiefatmend davor stehen. Es sind wieder Treppen und dieses Mal sogar noch mehr als gestern. Warum zur Hölle tue ich mir das an? Anstrengung, Erkältung und null Ausdauer bringen mich dazu alle paar Stufen anzuhalten und durchzuatmen, wenigstens ist die Aussicht gewaltig. Auf dem Weg schließe ich mich zwei anderen Touristen an, einer aus Australien, der andere aus der USA. Wir führen gute Gespräche und ich nehme ihre Tipps für meine nächsten Reiseziele dankend in mir auf. Alle drei sind wir erstaunt darüber wie umfangreich und wie genial dieser Wanderweg ist. Dachten wir doch erst, dass es nur die Treppenstufen hoch zum Aussichtspunkt geht und dann den selben Weg wieder hinab. Doch dem ist nicht so, wir gehen den anderen Weg und sehen die Sehenswürdigkeiten abseits der Touristen. Niemand außer uns ist hier und ich liebe es. Zudem mag ich den Weg, weil er nicht allzu Anstrengend ist und ich nicht alle fünf Sekunden meine Entscheidungen verfluche.
Am Ende machen wir zusammen Pause und dann verabschieden wir uns. Ich laufe hoch zu der Kirche und sie machen sich auf dem Weg zum Monument, wo ich gesagt habe, dass ich mir den Weg von Gestern nicht noch einmal antue. Wieder alleine laufe ich die einfachen Wanderwege hinab und schlussendlich mache ich mich auf zum Ausgang. Dort erwarten mich schon wieder die drei Jungs. Was für ein Zufall. Zum fünften Mal treffe ich Austin wieder. Gemeinsam machen wir uns auf dem Rückweg, wo ich noch in das Museum gehe und mir die Erklärungen anschaue. Dann heißt es mal wieder auf Wiedersehen sagen, denn die Jungs reisen am nächsten Tag weiter und ich bleibe noch eine weitere Nacht. Mal schauen wann wir uns wieder treffen.
Einen ganzen Tag sitze ich am Laptop, recherchiere, buche Hostels und erhole mich von den zwei anstrengenden Tagen vorher. Dabei kann ich noch gar nicht richtig fassen, dass ich die Flüge für mein nächstes Ziel gebucht habe und es für mich sogar auf einen neuen Kontinent geht. Aber erst geht es in die Wüste, mal wieder um sechs Uhr morgens, keine Ahnung was die Jordanier mit dieser Uhrzeit haben. Geht es nicht auch etwas später? Ein Problem habe ich noch, ich habe ein Camp in der Wüste gebucht und ich weiß wie ich nach Wadi Rum komme aber ich habe keine Ahnung, wie ich von der Endstation in das Camp komme. Weder habe ich Informationen erhalten, noch antwortet mir der Besitzer des Camps. Trotzdem quetsche ich mich in den kleinen Bus. Es wollen viele von PETRA nach Wadi Rum, kein Wunder liegt es doch auf einer Strecke. Meinen großen Rucksack auf den Beinen, während mein kleiner Rucksack zwischen den Beinen steht, schaue ich alle fünf Minuten auf mein Handy und hoffe darauf eine Nachricht erhalten zu haben - leider kein Erfolg. Doch dann kurz vor Ankunft vibriert mein Handy und der Besitzer schreibt mir. Er holt mich vom Besucher Zentrum ab. Was ein Glück. Mit etwas hin und her treffen wir uns am Bankautomaten und dann geht die holprige Fahrt in die Wüste los.
Mit dem Jeep fahren wir in die trockene Landschaft hinein, wobei ich mich frage, wie der Campbesitzer den Weg findet, sieht doch alles gleich aus. Naja gut, er fährt den Weg jeden Tag. Ich schaue begeistert aus dem Fenster, während die Berge an uns vorbei ziehen und dann kommen wir im Camp an. Ich habe ein großes Zelt für mich alleine, sogar mit eigenem Bad und Dusche. Netterweise wird mir sogar noch ein Frühstück zubereitet, welches ich dankend annehme, obwohl ich eigentlich ein Lunchpaket vom Hostel aus PETRA habe.
Am Nachmittag geht es mit drei anderen aus dem Camp los zur Jeep-Tour durch die Wüste. Wir sitzen hinten auf der Ladefläche oder besser gesagt wir hüpfen auf den Sitzen, denn eben sind die "Straßen" nicht. Was anderes in der Wüste zu erwarten, währe auch ziemlich dumm. Wir fahren von einem Ort zum anderen und merken, die Tour ist ziemlich die selbe in den ganzen Camps, denn egal wo wir sind, die selben Touristen sind auch immer da. Trotzdem finde ich es richtig gut und lasse mir den Spaß an der Tour nicht nehmen. Leider ist es so bewölkt, dass wir keinen Sonnenuntergang erleben können und deshalb eher ins Camp zurückfahren. Dafür werden wir mit einem echten bedouinischen Essen bedient. Hühnchen, welches in einem Loch in der Erde gegart wurde. Verdammt lecker. Sterne sind leider auch nicht zusehen und meine Augen brennen von dem Rauch des Lagerfeuers, so dass ich mich bald ins Bett begebe aber nicht ohne einen letzten Blick auf den Mond, der dank des Staubes rot leuchtet.
Der Sonnenaufgang ist leider auch nicht so spektakulär und so bleibe ich lieber im Bett liegen, anstatt hinauszugehen. Da mein Bus erst am Abend abfährt, bleibe ich den Tag über in der Wüste. Wieder kraxle ich einen Berg hinauf und sitze einfach mehrere Stunden da oben und mache nichts. Weder denke ich an meine nächsten Stationen, noch an Planung oder irgendetwas. Ich sitze einfach schweigend da und fühle mich selbst näher als je zuvor. Am Abend werde ich weder am Besucherzentrum abgesetzt und dort warte ich alleine auf dem Bus. Kein anderer Tourist ist hier und weil es kurz vor Sonnenuntergang ist, sind auch alle Restaurants und Shops geschlossen. Die Einheimischen sind alle zu Hause um mit Ihrer Familie das Fasten zu brechen.
Als sich vier Männer, darunter auch ein Polizist zusammen stellen und offensichtlich über mich reden, fühle ich mich das erste Mal seit langem wieder unwohl und bin froh als der Bus endlich ankommt. Dieses Mal ist etwas mehr Platz und nach einer guten Stunde bin ich in Aqaba angekommen, meiner letzten Station in Jordanien, bevor es wieder hoch geht und weiter nach Sri Lanka.
Die Bushaltestelle ist nur 15 Minuten zu Fuß vom Hostel entfernt und ich entschließe mich zu laufen. Hier merke ich auch zum ersten Mal ein paar Auswirkungen des Krieges in der Umgebung. Denn das Navi spielt verrückt, jedenfalls bei einer anderen aus dem Bus, die mich auf der Straße einholt und fragt ob sie kurz mein Navi nutzen kann. Laut ihrem GPS ist sie in Kairo und sie ist und bleibt nicht die einzige, die das Problem hat. Wir stellen fest, dass unsere Hostels in der selben Richtung liegen und laufen zusammen los.
Im Hostel kümmere ich mich erst einmal um Essen und schließe mich sofort einer Chinesin an. Zusammen gehen wir los in ein Restaurant, verbringen den Abend zusammen und dann kommt noch ein Bekannter von ihr dazu. Da er in Aqaba wohnt, nimmt er uns mit seinem Auto mit zum Strand, wo wir zusammen sitzen und quatschen. Danach geht es zurück in die Stadt, in eine Shisha-Bar, wo wir einen Mango-Shake trinken und bis spät in die Nacht einfach reden.
Wir haben uns für den nächsten Tag verabredet und es geht zum Strand. Aber erst geht es auf Essens Suche. In Deutschland suchen sie Ostereier, ich suche einen Supermarkt. Das kommt davon, wenn man am Tag zuvor vergisst einzukaufen und Ramadan ist. Schließlich finde ich Hot-Dog-Brötchen und Nutella, dazu Joghurt und Datteln.
Am Nachmittag fahren wir zum Strand und ich buche den Tag als "Tag der ersten Male ab". Seit über zehn Jahren gehe ich wieder in das Meer, zum ersten Mal schnorchle ich und zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich Fische außerhalb eines Aquarium. Keine zehn Zentimeter von meinen Füßen entfernt. Und zum ersten Mal in meinem Leben gehe ich an den Strand und bekomme keinen Sonnenbrand! Den Sonnenuntergang gucken wir uns in der Stadt an, wo wir per Anhalter hingekommen sind. Auch das erste Mal für mich. Nach einer Lebensmittel-Shopping-Tour fahren wir zur Wohnung des Bekannten und dort kocht uns Lulu (die Chinesin) ein echtes chinesisches Gericht: Fried Rice. Es schmeckt köstlich und wird richtig jordanisch auf dem Boden sitzend gegessen.
Am nächsten Tag gehe ich lange duschen, esse mein Frühstück und gehe meine Bilder durch. Sortiere und besonders: sortiere ich aus. Dann wage ich mich hinaus in die Hitze, besuche die wenigen Sightseeing Punkte in der Stadt. Wobei ich dann doch eher am Strand hängen bleibe. Hier habe ich auch meine erste große Negative oder eher nervige Erfahrung in Jordanien. Während ich am Strand sitze, spricht mich ein Einheimischer an. Ist ja in Ordnung, wenn die Worte nicht: "Fuck you" gewesen wären. Erschrocken gucke ich den Mann an und frage nach, was er gesagt hat, vielleicht habe ich mich ja verhört. Er wiederholt die Worte und ich erkläre ihm, dass diese Worte nicht gerade nett sind. Verstehen tut er mich wohl nicht. Danach drängt er mich, ihm mein Facebookaccount zu geben. Selbst wenn ich einen Account bei Facebook hätte, würde ich ihm den nicht geben. Genervt von dem Mann und seinen Aufforderungen, springe ich wütend auf und laufe davon. Ich habe genügend nervige Männer in Ägypten gehabt, dass tue ich mir hier nicht auch noch an. Ein paar Meter weiter setze ich mich wieder hin und versuche die Situation zu vergessen. Zehn Minuten später kommt der gleiche Mann wieder vorbei und ich rolle nur genervt mit den Augen, bitte nicht schon wieder. Doch dieses Mal entschuldigt sich der Mann und ich glaube ihm, dass er es aufrichtig meint, ich nehme die Entschuldigung an und dann geht jeder seines Weges. Ich gehe einkaufen, denn ich lerne ja vom Vortag. Bananen, Joghurt und Schokolade werden eingekauft, dann geht zur Überraschung.
Die Überraschung für meine Familie, denn es ist Ostern und sie sitzen bei Kaffee und Kuchen zusammen in Deutschland. Ich rufe also meinen Bruder an und dann telefonieren wir eine halbe Stunde zusammen mit den anderen per Videoanruf. Etwas was richtig gut tut. Auch wenn man mehrere Kilometer auseinander ist, ist man für einen Moment zusammen.
Dank Misskommunikation sitze ich um halb 9 abends alleine im Restaurant, wobei ich damit kein Problem habe, habe ich ja schon oft gemacht. Mit vollem Magen geht es dann mit den neuen bekannten los und wieder sitzen wir in dem Café wo ich einen weiteren Mango-Slushi trinke. Bis uns der Wind um die Ohren fegt und der Abend etwas eher, als am Vortag endet.
Mit einer aus Indien habe ich mich für den nächsten Tag verabredet und wieder geht es zum Strand. Dieses Mal versuchen wir beide es alleine mit den Bus. Was sich als schwierig entpuppt, denn anstatt festen Abfahrtsplänen oder Orten gibt es eigentlich nix. Die Einheimischen wissen wo der Bus hält und wann er ungefähr fährt und durch unsere Kontakte wissen wir es auch aber das bedeutet nichts. 45 Minuten warten wir auf dem Bus und dann noch einmal 10 Minuten im Bus und als meine Bekanntschaft hinausgeht um sich ein paar Snacks zu kaufen, fährt der Busfahrer genau in dem Moment an. Nur mit Mühe kann ich ihn davon abhalten loszufahren und meine Bekannte, kann einsteigen. Eine wilde Fahrt beginnt, denn der Busfahrer ist genervt, nicht nur von uns sondern auch durch sein Telefonat. Ja, er telefoniert die ganze Fahrt über - normal in Jordanien - dabei haut er mehrfach ziemlich wütend auf das Lenkrad und schreit mehrfach in den Hörer hinein. Nur dank der anderen Einheimischen im Bus, können wir ihn daran erinnern uns am Strand hinauszulassen, sonst wäre er sicherlich weitergefahren und da wir uns dank dem Krieg per GPS in Kairo befinden, können wir nicht so einfach den Weg finden.
Am Abend geht es dann zum Iftar (Fastenbrechen) in ein Restaurant und mein Bekannter und ich schlagen uns den Magen am Buffet voll. Auch wenn ich mich etwas unwohl fühle, nicht nur, weil ich alleine mit ihm bin, sondern auch, weil ich die einzige Europäische Person bin und mich nicht nur einer sondern gefühlt alle anstarren, als würde ich ihr Fastenbrechen stören. Irgendwann verdränge ich die Blicke und starre unauffällig zurück. Nicht auf die Personen, sondern auf ihre Teller. Ehrlich ich kann verstehen, dass wenn man den ganzen Tag nichts gegessen hat, am Abend Hunger hat, aber dann zum Buffet zu sprinten, sich drei - DREI!!! - Teller bis zum überlaufen voll zupacken und dann nur die Hälfte essen, trifft auf meinem Kopf auf Unverständnis. Ja man hat Hunger und ja die Augen sind größer als der Magen, kenne ich vom Buffet ja selbst - aber ihr kennt es doch und ihr solltet doch am besten wissen, dass der Magen schrumpft, wenn man nix isst und deshalb nicht so viel hineinpasst. Ehrlich, so viel Lebensmittelverschwendung habe ich noch nie in meinem Leben gesehen und ich habe mich schon schlecht gefühlt, dass ich meinen Nachtisch nicht aufgegessen habe, weil er mir nicht geschmeckt hat.
Gemütlich mache ich mich am nächsten Morgen auf, packe meine Klamotten, Frühstücke und surfe etwas im Netz. Gegen Mittag mache ich mich auf dem Weg zur Busstation, wobei ich die Taxifahrer gewissenhaft ignoriere - Leute ehrlich, brauche ich ein Taxi, dann melde ich mich bei Euch! Es ist ja nicht so, dass ich bei euren Hupen erst bemerke, oh shit, ich brauche ja doch ein Taxi, wie konnte ich das nur vergessen?
Völlig verschwitzt komme ich an und bin auf eine Art genervt, die mir leid tut. Denn ich bin von Einheimischen umgeben und sie sitzen mit mir zusammen im Bus, bedeutet ich kann nicht einfach so etwas trinken oder Essen, so wie ich gehofft hatte, immerhin geht die Fahrt über vier Stunden. Mit knurrendem Magen sitze ich dann mitten im Verkehrschaos im Taxi zum Hostel. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und somit möchten alle Einheimischen nach Hause und die Straßen sind mal wieder rappel voll. Noch im Taxi versuche ich eine Tour zum toten Meer zu organisieren, wobei ich mehrere aus dem Hostel anschreibe, die Interesse an dem Ausflug gezeigt haben. Leider erfahre ich dann, dass sie die Touren am diesigen Tag gemacht haben und nicht für den nächsten Planen. Mist, denn alleine ist die Fahrt nicht möglich und ich habe extra den Flug einen Tag später genommen, damit ich doch noch zum toten Meer komme.
Im Hostel angekommen bekomme ich einen Rabatt von 10% auf meinen Aufenthalt, da ich schon einmal in dem Hostel übernachtet habe. Dann erkunde ich mich nach der Tour und bekomme mit, dass zwei andere Interesse haben und ich kann sie überzeugen, die Tour nicht am Donnerstag sondern am Mittwoch zu machen. Nebenbei spielen wir alle zusammen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht und ich stelle fest, dass nicht jeder dieses Spiel in seiner Kindheit gespielt hat und erst einmal die Regeln erklärt werden müssen. Da wir fünf Personen sind, geht das Spiel länger als Gedacht und am Ende hören wir auf, wo einer wenigstens eine Spielfigur im Haus hat und nicht alle vier.
Die Tour zum toten Meer startet um neun Uhr und ist kostspieliger als ich erwartet hatte. Wir fahren zu einem Resort und können dort am Privat-Strand im Wasser treiben. Was ein Gefühl, einfach so verrückt. In das Wasser gehen ist einfach, sich dann zu überwinden sich einfach hinzusetzen ist etwas anderes. Hat man schon etwas Angst vor dem Salz. Setzt man sich hin, treibt man auch schon automatisch im Wasser, denn die Beine ploppen einfach auf und schon treibt man ohne zutun im Wasser. Ein cooles Gefühl, welches aber auch in die Bauchmuskeln geht, denn wenn man seine Haare nicht nass machen möchte, ist es wie, wenn man dutzende von Sit-Ups macht. Ich gebe es auf und tauche meinen Kopf in das Wasser, natürlich nicht ganz, ich bin ja nicht lebensmüde. Dafür habe ich gesehen, wie bei einer anderen das Salzwasser in die Augen getropft ist und der Rettungsschwimmer mit einer Wasserflasche angerannt gekommen ist, um die Augen mit normalen Wasser auszuspülen. So gut wie schaffe ich es ohne große Vorkommnisse aus dem Wasser, kein Salz in den Augen, dafür leider in den Mund, da die Frau, mit der ich zusammen auf der Tour bin, Wasser aufgespritzt hat und dieses genau in meinem Mund gelandet ist. Es ist wirklich widerlich, nur dank eines Kaugummis und dem sofortigen Ausspülen schaffe ich es das Salz zu entfernen. Danach reiben wir uns mit Schlamm und einem Salzpeeling ein. Soll ja gut für die Haut sein und meine, mit Blauen Flecken und Mückenstichen übersäte Haut kann das gut gebrauchen. Bevor es weiter zum Mount Nebo geht, machen wir einen Zwischenstopp im normalen Pool und beim Mittagessen.
Die Fahrt geht zum Mount Nebo, wo eine Kirche steht und wo angeblich Moses gestorben ist. Der Ausblick ist gut, obwohl der Sand die Sicht halb versperrt, dafür schallt der Gesang aus der Kirche zu uns hinüber und sorgt für eine Gänsehaut, da es sich in der kleinen Kirche schon ziemlich gut anhört.
Abends wird dann etwas gelesen und die letzten Vorbereitungen für die Weiterreise getätigt. Wobei ich es eher versuche, denn die Aufregung ist groß und mein Kopf springt von einem zum nächsten Punkt. Doch dann kann ich irgendwann abschalten und den Schlaf finden, denn ich nach einem voll gepackten Tag gut gebrauchen kann.